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Club of international Politics

Präsidentin der Jüdischen Studierenden Union fordert weniger Ignoranz und mehr Verbündete

Text: Anika Tremmel | Fotos: Jim Papke
02.04.2024
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Im Rahmen einer Veranstaltung des Club of International Politics haben sich unter der Moderation von Stella Randerath einige Studierende zu einer Gesprächsrunde zum Thema Antisemitismus an deutschen Hochschulen versammelt. „Wir sind nicht nur die Opfer, als die wir gerne dargestellt werden“, stellte Veiler gleich zu Beginn des Gesprächs klar. Die in Belarus geborene Aktivistin erklärte weiter, dass die Opferrolle, auf die Juden gerne reduziert werden, viele Geschichten häufig unerzählt lasse. 


Doch etwas mache ihr Hoffnung: „Es gab noch nie so eine laute widerständige jüdische Generation“. Trotzdem sei die Bekämpfung von Antisemitismus eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und so fordert Veiler: „Wir brauchen weniger Ignoranz und mehr Verbündete“.

Antisemitismus an Universitäten stelle eine besorgniserregende Realität dar, die sich in vielfältiger Weise manifestiere – von problematischen Äußerungen durch Professoren in Vorlesungen bis hin zu Veranstaltungen, die von antisemitischen Hochschulgruppen organisiert werden. 


Ein alarmierendes Beispiel für die physische Dimension dieses Problems sei der Fall von Lahav Shapira, der mit Gesichtsfrakturen ins Krankenhaus eingeliefert wurde, nachdem er von einem propalästinensischen Kommilitonen angegriffen worden war. Die Schwierigkeit, einen solchen Vorfall offiziell als antisemitisch zu klassifizieren, unterstreiche die tiefgreifenden Herausforderungen, mit denen sich jüdische Studierende konfrontiert sehen. Die JSUD wurde daraufhin von der Universitätsleitung gebeten, bei dem Umgang mit dem Vorfall zu helfen.

Hannah Veiler zu Gast im Small Talk des CIP

Im aktuellen Kontext sei Israel bezogener Antisemitismus eine sehr präsente Form des Antisemitismus und so erklärte Veiler den Zuhörern die 3-D-Regel, die helfen soll, diese Form des Antisemitismus zu identifizieren. Diese Regeln umfasst die Kriterien der Delegitimierung Israels, der Anwendung doppelter Standards und der Dämonisierung des Staates. „Israel-Kritik ist ein berechtigter Teil des demokratischen Diskurses“, solange sie im Rahmen der demokratischen Werte und Normen erfolge.

AfD ist größte Gefahr für jüdisches Leben in Deutschland

Das Gespräch verlor zu keinem Zeitpunkt an Dynamik, denn Veiler hatte reichlich zu berichten. Im zweiten Teil der Veranstaltung widmete sie sich ausgiebig den Fragen der Studierenden. 

Hannah Veiler zu Gast im Small Talk des CIP

In Veilers Rolle als ehrenamtliche Präsidentin der JSUD sammelte sie eine Vielzahl von Erfahrungen, die sie mit anschaulicher Lebendigkeit zum Ausdruck brachte. Diese Vielfalt trug zur Schaffung einer fesselnden Gesprächsatmosphäre bei, der das Publikum mühelos folgen konnte.

„Wenn die AfD an die Macht kommt, gibt es keine Juden und Jüdinnen mehr in Deutschland“, so die Befürchtung von Hanna Veiler. Diese Prognose spiegelt nicht nur die Sorge um den Verlust der physischen und sozialen Sicherheit wider, sondern auch die Befürchtung, dass die Errungenschaften in der Bekämpfung des Antisemitismus erheblich zurückgeworfen werden.

Hannah Veiler zu Gast im Small Talk des CIP

Kritik äußerte Veiler auch an Bildungseinrichtungen, die zwar einen bedeutenden Schwerpunkt auf die Aufklärung über den Holocaust setzten, jedoch ende die Auseinandersetzung mit jüdischer Geschichte und den Erfahrungen oft abrupt mit dem Jahr 1945. 


Darüber hinaus betonte sie, dass die Entwicklungen nach diesem geschichtlichen Wendepunkt und die Gestaltung des Lebens jüdischer Menschen bis in die Gegenwart häufig unbeachtet bleiben, ein Aspekt, der ihrer Meinung nach in der Bildung stärkere Berücksichtigung finden sollte. Der fehlende Blick auf die Gegenwart verhindere bei Schülerinnen und Schülern ein tiefgreifendes Verständnis für die aktuellen Gegebenheiten und das Wesen eines sich kontinuierlich wandelnden Antisemitismus, der immer neue Gestalten annimmt. 


„Man kann nur die bilden, die offen dazu sind“, aber ohne eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der heutigen Realität zu schlagen, fehle es an einer entscheidenden Grundlage, um stereotype Vorstellungen zu durchbrechen und ein tieferes Bewusstsein für die anhaltenden Auswirkungen des Antisemitismus zu schaffen.


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