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Pionier des Monats Marlon Knitz

Freigeist mit hoher Frequenz

von Sebastian Paul
16.08.2023
Die ZU war genau der richtige Ort, um meine Persönlichkeit und meine Fähigkeiten zu entfalten und auf eine breite Basis zu stellen.

Marlon Knitz
Pionier des Monats im August
 
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Von Generation zu Generation weitergegeben wurde in seiner Familie die Leidenschaft für Musik. Während seine Großmutter viele Jahre Organistin war, spielt seine Mutter Geige und sein Vater Gitarre. Mit gerade einmal vier Jahren nahm Marlon Knitz Schlagzeug-, mit zwölf Jahren Gitarren- und mit 16 Jahren Klavierunterricht. „Für mich ging das Musizieren bald über das Erlernen von Instrumenten und das Nachspielen von Liedern hinaus“, erzählt Knitz. „Daher habe ich irgendwann begonnen, mit musikalischen Bausteinen zu experimentieren und eigene Songs zu schreiben.“


Ob bei Schul- oder Gemeindeveranstaltungen: Bereits in jungen Jahren sammelte Marlon Knitz erste Bühnenerfahrungen, indem er mit dem Schlagzeug für die eine oder andere musikalische Umrahmung sorgte. Und mit einer Akustikgitarre ausgerüstet, trat er gemeinsam mit einem Freund auf diversen Feiern und Festen auf, um Coversongs und eigene Lieder zum Besten zu geben. Um sich professionell coachen zu lassen, nahm die Zwei-Mann-Band an einem Förderprogramm der Stadt Ravensburg und der Popakademie Mannheim teil. „Das war der Zeitpunkt, an dem wir gemeinsam den Entschluss fassten, ein ernsthaftes Bandprojekt zu starten“, sagt Knitz. Es dauerte nicht lange, bis ein Schlagzeuger und ein Gitarrist die Band komplettierten. „Die Besetzung der Band ist seither gleichgeblieben, weil wir nicht nur als Musiker gut miteinander harmonieren, sondern auch untereinander gut befreundet sind“, beschreibt Knitz.


In den vergangenen Jahren spielte die 2015 unter dem Namen „Neon Diamond“ gegründete Band zahlreiche Konzerte in der Bodenseeregion. Doch dann machte die Coronapandemie Proben und Konzerte unmöglich. 2021 folgte ein Erfolgserlebnis: Die vier Musiker wurden beim bundesweiten Bandcontest „local heroes“ als „Upcoming Artist“ ausgezeichnet. Nach wie vor investieren sowohl Marlon Knitz und die weiteren Bandmitglieder als auch das Team rund um die Band viel Kraft und Energie in das Projekt. „Und wer weiß: Vielleicht zahlt es sich ja aus, weiter am Ball zu bleiben, Songs im Tonstudio aufzunehmen und Musikvideos zu produzieren“, bemerkt Knitz.


Im Oktober jedenfalls erscheint die nächste Singleauskopplung, im nächsten Jahr dann eine EP mit fünf neuen Titeln. Dabei schwingt die Hoffnung mit, dass die Band und der aus 15 Neonröhren zusammengesetzte Diamant wieder viele Zuhörerinnen und Zuschauer vor den Bühnen in ihren Bann ziehen werden. „Was die Band für uns ebenso ausmacht, ist, dass sie wie ein Start-up funktioniert. Wir haben viel über Projektmanagement gelernt: von Musikproduktion über Marketing und Vertrieb bis hin zur Konzertorganisation“, erwähnt Knitz.


In der Familie spielte nicht nur Musik, sondern auch Politik eine zentrale Rolle. „Wenn wir uns in großer Runde zum Mittag- oder Abendessen um den Tisch versammelten, wurde immer viel über Politik diskutiert. Unseren Eltern und Großeltern war es einfach wichtig, bei mir und meinen Geschwistern ein politisches und demokratisches Verständnis zu wecken“, erzählt Knitz. Intensiver setzte er sich erstmals mit politischen Programmen auseinander, als er bei der Bundestagswahl 2017 zum ersten Mal seine Kreuze machen durfte.


„Neben allgemeinen Werten wie Freiheit, Selbstbestimmung und Eigenverantwortung war mir besonders ein Thema wichtig, das damals wie heute im ländlichen Raum präsent ist: die Digitalisierung. Hinzu kam, dass in meiner Gemeinde mit dem FDP-Politiker Benjamin Strasser jemand kandidierte, der meine Weltanschauung teilte. Und so war es nur folgerichtig, dass ich mich mit der Person und mit der Partei identifizieren konnte“, beschreibt Knitz. Als absehbar war, dass Benjamin Strasser den Sprung in den Bundestag schafft, stand fest, dass Marlon Knitz nach seinem Abitur ein Praktikum im Büro des FDP-Bundestagsabgeordneten absolvieren mochte. Dabei erlebte er aus der Nähe, wie politische und demokratische Prozesse funktionieren. Kurz nach dem Praktikum kam der FDP-Politiker auf seinen ehemaligen Praktikanten zu und fragte ihn, ob er Lust hätte, sich für einen Sitz im Gemeinderat Berg zu bewerben und sich dort selbst politisch einzubringen.


Weil Marlon Knitz sich stark mit seiner Heimat verbunden fühlt, war es für ihn keine Frage, sich in der Gemeinde zu engagieren, in der er seit seinem zweiten Lebensjahr mit seiner Familie lebt. Knitz kandidierte und wurde gewählt. „Dass ich eine starke Heimatverbundenheit entwickelt habe, liegt vor allem daran, dass ich gemeinsam mit meinen beiden Geschwistern in verlässlicher Geborgenheit aufgewachsen bin und wir als Familie sowohl am Bodensee als auch in der Bodenseeregion viel unternommen haben“, erläutert Knitz.


Zugute kam ihm, dass er sich als die Stimme der jungen Menschen in Berg präsentierte und sich dafür einsetzen wollte, den Breitbandausbau voranzutreiben und den ÖPNV zu verbessern, aber auch mehr für junge Menschen anzubieten. „Da sich ein Gemeinderat immer am Puls der Zeit orientieren muss, sind inzwischen andere Themen in den Fokus gerückt. Aktuell geht es darum, wie wir neuen Wohnraum und damit einhergehend mehr Kindergartenplätze schaffen können, um unsere Gemeinde attraktiver zu machen und so dem Fachkräftemangel zu begegnen“, berichtet Knitz, der kurz nach seinem Eintritt in den Gemeinderat in die FDP eingetreten ist, um sich in einem Netzwerk zu diesen und weiteren gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen auszutauschen.


Neben seiner Arbeit als FDP-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat Berg ist Marlon Knitz Ortsvorsitzender des FDP-Ortsverbandes Berg und stellvertretender Kreisvorsitzender für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des FDP-Kreisverbandes Ravensburg. „Das Gute an meinen kommunalpolitischen Ämtern ist, dass ich meine Aufgaben eigenverantwortlich gestalten und einteilen kann“, erwähnt Knitz. Als besonders erlebnis- und erfahrungsreiche Zeit schildert er seine Tätigkeit als Wahlkampfmanager von Benjamin Strasser vor der Bundestagswahl 2021. „Spannend und zugleich herausfordernd war es zu lernen und zu verstehen, wie es gelingt, ein politisch komplexes Thema herunterzubrechen und für jeden verständlich nach außen zu kommunizieren“, erläutert Knitz.


Aus dem Gedanken heraus, dass Kommunikation die Schnittstelle zwischen Musik und Politik ist, entschied sich Marlon Knitz für den CCM-Bachelor an der ZU. „Wie transportiere ich meine musikalische oder meine politische Botschaft? Diese Frage hat mich immer schon umgetrieben. Und auf der Suche nach einem geeigneten Studium war schnell klar, dass der CCM-Studiengang und die ZU mir die passenden Antworten liefern“, erklärt Knitz.


Beispielhaft dafür stehen ein Paper und die Bachelorarbeit. Gemeinsam mit Dr. Jörg-Uwe Nieland analysierte er digitale Kommunikationsstrategien von Kultureinrichtungen in der Bodenseeregion während der Coronapandemie. Bei einem Praktikum im Europäischen Parlament in Brüssel dagegen fiel ihm auf, dass die politische Kommunikation auf europäischer Ebene eine weniger wichtige Rolle einnimmt als auf nationaler oder kommunaler Ebene. „In meiner von Dr. Martin R. Herbers betreuten Bachelorarbeit möchte ich untersuchen, woran genau das liegt. Während die Forschung sich bislang auf die Massenmedien fokussiert und wie sie EU-Themen an die Bürgerinnen und Bürger spielen, möchte ich die Kommunikatoren im Europäischen Parlament und deren Arbeit genauer betrachten“, beschreibt Knitz, der inzwischen weiß, dass er nach dem Bachelor einen Master in Politischer Kommunikation studieren möchte.


Aktuell absolviert Marlon Knitz ein Praxissemester bei einem deutschen DAX-30-Konzern in München, was ihn aber nicht daran hindert, am Wochenende mit seiner Band nach Salzburg ins Tonstudio oder einmal im Monat unter der Woche zum Gemeinderat nach Hause zu fahren.


„Ich bin froh, dass ich mich für ein Studium an der ZU entschieden habe. Und das nicht nur wegen der bereichernden Kurswahlfreiheit, sondern auch, weil sie genau der richtige Ort war, um meine Persönlichkeit und meine Fähigkeiten zu entfalten und auf eine breite Basis zu stellen“, bemerkt Knitz. „In diesem Sinne hat mich die ZU resilienter gemacht. Ich fühle mich bestens vorbereitet für das, was kommen mag – ob in der Musik, in der Politik oder in einem anderen spannenden Bereich.“

Freigeist und Frequenz sind zwei Songtitel der Band Neon Diamond.

Titelbild

| Daniel Kebschull

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