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Der Angriffskrieg gegen die Ukraine beginnt am 24. Februar 2022. „In Deutschland gehen wir davon aus, dass der Angriffskrieg ganz selbstverständlich verurteilt wird. In meinem Umfeld war das mitnichten so“, erzählt Dr. Katharina Stasch, die zu diesem Zeitpunkt Vizepräsidentin des Menschenrechtsrates der UN ist. Dafür zu kämpfen und immer wieder zu erklären und argumentieren, warum Russland für seine Handlungen verurteilt werden solle, dafür sollten wir Diplomaten und Diplomatinnen dankbar sein, erklärt Stasch, bei einem Talk des CIPs im Rahmen des Sommerfestes der ZU.
Menschen in der Politik und vor allem der Diplomatie sind selten für ihre direkte Art und klaren Meinungsäußerungen bekannt. Umso erfrischender war der Besuch Katharina Staschs. Die Diplomatin hat es geschafft das Publikum durch ihre außergewöhnlich direkte, klare und offene Art zu überraschen und begeistern. Vor allem durch ihre lockere Sprache und klar und prägnanten Aussagen sind ihre Erzählungen sehr zugänglich und scheinen mit den zahlreichen Besucher*innnen resoniert zu haben, die ihren Aussagen immer wieder durch starken Applaus zustimmen.
Stasch erzählt von ihrem eher ungewöhnlichen Lebenslauf und Weg in die deutsche Diplomatie. Mit dem Ziel, zur UN zu kommen, studiert sie zunächst Jura. Ihr Weg geht allerdings zunächst ins politische Berlin, wo sie den Leitungsstab und das Ministerbüro von Außenminister Heiko Maas im Auswärtigen Amt leitet und zuvor in gleicher Position im Justizministerium tätig ist. Am Ende ist sie trotzdem wieder da gelandet, wo sie immer hinwollte, in der internationalen Politik. Den Wechsel in die Diplomatie beschreibt sie mit den Worten „Es hat sich angefühlt wie nach Hause kommen“.
Trotzdem konnte sie einige Lektionen aus ihrer Zeit in Berlin mitnehmen. „Ich habe in der Politik gelernt, auch mal robust aufzutreten“, erzählt sie. Vor allem als Frau sei es wichtig sich durchzusetzen, auch in der Diplomatie, welche nach wie vor sehr männlich dominiert sei. Auch deswegen lägen ihr feministische Projekte sehr am Herzen, was auch deutlich wird, als sie aus dem Publikum auf die Bedeutung einer feministischen Außenpolitik angesprochen wird. Es geht es um Rights, Representation und Resources, erklärt Stasch. Auf die Frage hin, ob es sich bei dieser Bewegung um eine Mode handeln würde, antwortet sie „Ich hoffe nicht! Ich hoffe, es haben endlich alle gemerkt, dass Frauen 50 % der Menschheit ausmachen“.
Was man am Krieg gegen die Ukraine gut erkennen könne, ist, dass das System des UN-Sicherheitsrats nicht konsistent ist, sagt Stasch. Aber auch wenn der Sicherheitsrat nicht mehr handlungsfähig ist, gäbe es trotzdem noch viele andere Bereiche der UNO, die durchaus nach wie vor bedeutend seien. In einer Demokratie könnten Menschen immer nur das machen und bewirken, was die Mehrheit trägt, antwortet die Botschafterin auf die Frage hin, wie viel Weltveränderungspotential in der Politik wirklich steckt. Trotzdem gäbe es in jeder Position Potential, das durch die eigene Persönlichkeit und Energie eines Menschen entfaltet werden und etwas verändern kann.
Prägnante Aussagen, konkreten Werte, Ziele und eine klare Haltung. Alles Attribute die nicht immer als erstes genannt werden, wenn es um die Beschreibung der meisten Politiker*innen geht, die auf Stasch aber perfekt zutreffen. Mit ihrer erfrischenden Art hat sie das Publikum offensichtlich von sich überzeugen können und es geschafft ein Hoffnungsbild in unsere doch manchmal etwas dunkle Welt zu bringen.