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Wie sieht eine Welt aus, die für alle funktioniert? Mit dieser Frage leitete Marc Buckley seinen Vortrag ein. Um diese Frage zu beantworten, führte er selbst ein kleines Sozialexperiment durch: In seinem Podcast „Insight Ideas“ stellte er jedem seiner mittlerweile über 120 Gäste genau diese Frage - und bekam über 120 verschiedene Antworten. Chat-GPT stellte er die gleiche Frage und bekam nach 120-maliger Regeneration des Outputs immer die gleiche Antwort.
Darin sieht Buckley das Potenzial der künstlichen Intelligenz: Sie könne uns Antworten liefern, auf die wir uns alle einigen können. Wenn wir uns also fragen würden, wer uns in eine nachhaltige Zukunft führen wird, dann könne Künstliche Intelligenz dabei eine Schlüsseltechnologie sein.
Dies erfordere allerdings ein kollektives Umdenken der Menschheit - „it‘s time for us to rethink humanity“, sagt Buckley. Dazu müssten wir die Erde als einen einzigen Organismus denken, nur so können wir das notwendige planetarische Bewusstsein entwickeln. Dazu gehören auch „new words for a new world“, wie Buckley sagt. Es gelte, das Narrativ des Anthropozäns zu überwinden, in dem der Mensch als der Zerstörer des Planeten dargestellt werde.
Buckleys Zukunftsvision: Das "Symbiocene". Dieses nennt er eine "era of companionship, of the 'living together'", und beinhalte ein deutlich positiveres Narrativ und Vokabular vom Verhältnis des Menschen und seinem Planeten.
Aber wir müssen uns beeilen: Nur noch sieben Jahre blieben uns, um die von den Vereinten Nationen formulierten Sustainable Development Goals zu erreichen. Und das wird teuer: 90 Billionen Dollar müssten wir für die notwendigen Veränderungen ausgeben. Das ist viel Geld, aber je länger wir mit den notwendigen Investitionen warten, desto teurer werden die Folgeschäden eines ungebremsten Klimawandels sein - und das nicht nur monetär. „We don’t need the next gaming or delivery app. We need solutions that end human suffering“, sagt Buckley dazu.
Und es ist nicht so, dass es diese Lösungen nicht schon heute gäbe. Mehr als dreißig alternative, ökologische Wirtschaftsmodelle existierten bereits - alle auf ihre Weise besser als der gegenwärtige Kapitalismus. „We’re tired, we’re fed up of capitalism, of the next collapse, the next pandemic, the next financial crisis“, sagt Buckley dazu.
In der Geschichte unseres Planeten habe es mehr als 12 humanoide Spezies gegeben, der Homo Sapiens habe im Laufe seiner Geschichte mehr als 32 Zivilisationen aufgebaut, so Buckley. Alle bis auf drei seien an wirtschaftlichem Versagen zugrunde gegangen - und das hing oft mit hierarchischen Strukturen zusammen. „The human condition slipped into competition somehow“, stellt Buckley fest.
Als Zukunftsvision schlägt er dagegen das ‚SEVA-Modell‘ vor. „SEVA is an ancient Sanskrit word meaning Regeneration Selfless Service to Life“, erklärt er. Es ist ein Modell, das den Menschen von seiner bisherigen Zentralstellung deplatziert und in eine harmonische Beziehung zu seiner Umwelt setzt. Es geht also um Beziehungen, denn „in the end, it’s about family“, so Buckley.