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Pioneers now and then: Florian Gehm

„Die Zeppelin Universität ist ein Türöffner“

von Daniel Frass
09.04.2024
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Wie hat Dein Studium an der ZU Deine berufliche Laufbahn beeinflusst? Gibt es bestimmte Kurse, Projekte oder Erfahrungen, die Dich besonders geprägt haben?


Florian Gehm: Ich habe als einer der ersten Studierenden PAIR studiert. Die breite interdisziplinäre Aufstellung des Studiums war für mich prägend. Dabei haben mir die hohe Praxisorientierung und die kleinen Kursgrößen sehr gefallen. Ich glaube, dass das Studium an der ZU einen dazu verleitet, Dinge selbst in die Hand zu nehmen, da man sich immer wieder eigenständig organisieren muss. Es regt dazu an, diskursiv zu denken.


Besonders geprägt haben mich die Kurse zu Internationalen Beziehungen und Politischer Kommunikation. Ich habe während meines ZU-Studiums auch einen Minor in CCM mit Schwerpunkt Medien, Öffentlichkeit und Sozialpsychologie absolviert. Darüber hinaus hilft einem das projektbasierte Arbeiten ab dem ersten Semester. Man lernt von Tag eins an, selbstständig und zielorientiert zu arbeiten.


Welche Rolle spielte die ZU bei der Entwicklung Deiner Fähigkeiten in der digitalen Kommunikation und im Journalismus?


Gehm: Fast mein gesamtes Studium hat das Online-Portal ZU|Daily eine große Rolle gespielt. Ich war 2012 im Gründungsteam des Wissenschaftsmagazins, habe es mit konzipiert und weiterentwickelt und über zehn Jahre lang – nach dem Studium freiberuflich – Artikel geschrieben. Wir konnten dort journalistisch frei arbeiten: einen eigenen Redaktionsplan entwerfen, Interviews führen, Reportagen und Veranstaltungsberichte schreiben.


Zudem haben mich die Initiativen an der ZU sehr geprägt. Beim Club for International Politics e.V. (CIP) war ich jahrelang im Vorstand und Pressesprecher, habe aber auch viele andere Organisationen und Initiativen in ihrer Pressearbeit unterstützt. Dadurch habe ich gelernt, Pressemeldungen zu schreiben und den Kontakt zu Lokaljournalist:innen zu pflegen. Da hat man schnell verstanden, welche Texte und Inhalte medienwirksam funktionieren oder welche Themen bei Social Media für unterschiedliche Zielgruppen attraktiv sind. Das war von Anfang an selbstgemachte, auch digitale Kommunikation.


Und ein letzter Punkt sind natürlich die Praktika, die ich während meiner Zeit an der ZU absolviert habe – zum Beispiel an der Ständigen Vertretung Deutschlands bei den Vereinten Nationen und bei RTL in New York oder beim ZDF heute journal. Ich habe das Gefühl, dass die ZU ein Türöffner war – einerseits mit ihrem guten Namen, andererseits mit ihrem Praktikums- und PraxisCoaching-Konzept.


Kannst Du uns einen Einblick in Deine Rolle als stellvertretender Leiter Digitale Kommunikation & Newsroom der Landesregierung Nordrhein-Westfalen geben? Welche Aufgaben umfasst Deine Position?


Gehm: Das Landespresse- und Informationsamt ist die zentrale Pressestelle der Landesregierung Nordrhein-Westfalen. Ich bin dort stellvertretender Leiter für Digitale Kommunikation und den Newsroom der Landesregierung. Wir kümmern uns um Medienarbeit in allen Formen – von der Pressemeldung über die Begleitung des Ministerpräsidenten zu Terminen bis hin zu Social-Media-Videos. Wir setzen auf ein modernes Newsroom-Prinzip – es arbeiten also alle Kolleg:innen in einem voll digitalisierten Großraumbüro; ähnlich wie bei einer großen Tageszeitung. Das sorgt für kurze Wege und flache Hierarchien. Mein besonderes Augenmerk liegt auf den Social-Media-Kanälen, dem Newsletter und der Website der Landesregierung. Hiermit versuchen wir, möglichst viele Menschen im ganzen Land zu erreichen – indem wir zum Beispiel Regierungshandeln verständlich erklären. In meinen Aufgabenbereich fällt aber auch die klassische Pressearbeit: Ich schreibe Zitate, Pressemeldungen, bereite Interviews vor und begleite den Ministerpräsidenten auf Auslandsreisen, zum Beispiel nach Japan und in die USA.


Welche Trends siehst Du in den Bereichen digitale Kommunikation und Social Media für die Zukunft und wie sieht die Zielgruppe von morgen aus?


Gehm: Ich glaube, es wird immer herausfordernder, alle Zielgruppen gleichermaßen zu erreichen. Das Medienspektrum differenziert sich zusehends. Heißt: Die Konkurrenz für politische Inhalte wächst. Keine einfache Aufgabe für politische Kommunikatoren also – denn wir wollen natürlich trotzdem erfolgreich zeigen, dass Steuergelder und Stimmen von Wähler:innen in gute Entscheidungen für das ganze Land umgesetzt werden.


In Nordrhein-Westfalen ist unser Ziel, 18 Millionen Menschen aus allen Landesteilen genau auf den Kanälen anzusprechen, die sie nutzen. Bei Jüngeren mag das Instagram sein, mit einem Newsletter erreichen wir Menschen vielleicht auf ihrer geschäftlichen Mailadresse und Homepagenutzer besuchen uns aus allen Altersgruppen. Mit Pressemeldungen hingegen informieren wir sowohl lokale als auch überregionale Medien.


Kurzum: Die Zielgruppe von morgen ist genauso vielfältig wie die Bürger:innen in unserem Land.


Wie gelingt es Dir, Dich in einem so dynamischen und sich ständig verändernden Arbeitsumfeld wie der digitalen Kommunikation und Social Media auf dem Laufenden zu halten?


Gehm: Für mich liegt der Schlüssel dafür im täglichen Arbeiten und Ausprobieren. Ich nutze jeden Tag eine Vielzahl von Tools, Programmen und Internetseiten, um unsere politische Kommunikation zu beurteilen, neue Inhalte aufzubereiten und zu beobachten, worüber in klassischen Medien und im Internet berichtet wird. So bleibe ich auf dem Laufenden. Gerade aktuell ist das extrem wichtig: Denn die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf digitale Kommunikation sind immens. Nicht nur mit Blick auf die Chancen, sondern auch auf die Risiken – zum Beispiel in Form von Fake News oder gefälschten Videos.


Zudem sind wir als zentrale Pressestelle der Landesregierung vernetzt mit vielen anderen Pressestellen und politischen Kommunikatoren. Das Land Nordrhein-Westfalen hat zum Beispiel im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem Land Baden-Württemberg in Berlin das Barcamp „Politoscope“ veranstaltet – eine Konferenz zur politischen Netzkommunikation, die sich gezielt an Behörden auf kommunaler sowie Landes- und Bundesebene richtet. Der Mehrwert solcher Formate ist groß – und da habe ich auch eine ganze Reihe von ZU-Alumni wiedergetroffen!


Auf welche Weise bist Du noch mit dem ZU-Netzwerk verbunden?


Gehm: Die aktive Alumni-Arbeit ist ein sehr wertvoller Beitrag, um dauerhaft mit der ZU verbunden zu bleiben. Auch die vielen Social-Media-Plattformen der ZU helfen dabei. Auf ZU|Daily schaue ich als ehemaliger Redakteur gerne vorbei. Und im vergangenen Jahr habe ich ein Seminar zu digitalem Journalismus gegeben. Zudem gibt es für den Raum Köln-Düsseldorf auch eine WhatsApp-Gruppe für Alumni. Es ist toll, dass auf diese Weise Verbindungen über das Studium hinaus anhalten.


Wenn Du nach dem Alumni-Netzwerk der ZU gefragt werden würdest, welche Formate gefallen Dir besonders gut und was würdest Du Dir noch wünschen?


Gehm: Aus Zeitgründen habe ich es bisher zum Beispiel noch nicht zu Alumni in Town geschafft – aber es würde mich freuen, wenn so ein größeres Treffen beizeiten auch einmal in Nordrhein-Westfalen stattfindet. Auch eine Alumni-Konferenz zur Zukunft der ZU könnte ich mir gut vorstellen. Aber ich muss zugeben: Das bisherige Angebot ist für eine vergleichsweise kleine Universität wirklich klasse!


Was ist Dein Lieblingszitat oder Dein Lebensmotto, das Dich auf Deinem Karriereweg begleitet hat?


Gehm: Ich versuche, mich immer wieder weiterzuentwickeln, nicht stehen zu bleiben und Herausforderungen mit Freude und Tatendrang zu begegnen.


Welchen Podcast- oder Buchvorschlag hast Du für die Alumni-Community?


Gehm: Ein tolles Buch ist „Die Macht der Geographie im 21. Jahrhundert“ von Tim Marshall. Er berichtete aus über 40 Ländern als Politikredakteur, unter anderem für die BBC, und erklärt anhand von 10 Karten die Politik der Gegenwart und die Krisen der Zukunft. Das ist ein sehr spannender Zugang zu Außenpolitik und aufgrund des leichtgängigen Schreibstils auch ausgesprochen unterhaltsam.


Morgens starte ich meist mit dem Podcast „Apokalypse und Filterkaffee“ von Micky Beisenherz in den Tag. Mit seinem Team und Gästen aus Medien, Gesellschaft und Kultur wühlt er sich täglich durch die wichtigsten Schlagzeilen – informativ, charmant und manchmal wirklich lustig. Eine Folge dauert rund 40 Minuten. Für mich ist das der ideale Begleiter auf meiner Pendelstrecke ins Büro.

Titelbild

| Land NRW

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