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Bis November 2011 war Dr. Kay H. Hofmann als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am ZF Friedrichshafen-Lehrstuhl für Unternehmensführung & Personalmanagement von Prof. Dr. Christian Opitz beschäftigt. Mit seiner Dissertation „Co-Financing Hollywood Film Productions with Outside Investors – An Economic Analysis of Principal Agent Relationships in the U.S. Motion Picture Industry″ ist er der erste Doktorand der Zeppelin Universität. Die Arbeit ist kürzlich im Springer Gabler Verlag erschienen. Dr. Hofmann arbeitet heute in einer Business Development Funktion für ein multinationales Unternehmen.
Vertikale Unternehmenskonzentration ist der Zusammenschluss von Unternehmen, die aufeinanderfolgenden Produktionsstufen angehören. Sie stehen oft in einem Käufer- und Verkäuferverhältnis zueinander. Der Grad der vertikalen Konzentration eines Konzerns misst seine Wertschöpfungstiefe.
Horizontale Unternehmenskonzentration meint die Vereinigung von Betrieben oder Unternehmen, die auf der gleichen Stufe der Wertschöpfungskette tätig sind.
Der Portfolio-Ansatz basiert auf einer Mischung verschiedener Anlagemöglichkeiten, bei der Gewinn und Risiko in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Es wird die optimale Zusammensetzung eines Vermögenbestandes ermittelt, sie ist abhängig von Ertragserwartungen, Risiko und Höhe des Anlagebetrages der Vermögenswerte sowie der Risikobereitschaft des Anlegers. Je unterschiedlicher dabei die einzelnen Anlageobjekte auf unsichere Ereignisse in der Zukunft reagieren, desto größer ist die Risikominderung durch Diversifikation. Die wissenschaftlichen Grundlagen zur Portfoliotheorie legte 1952 der Ökonom und Nobelpreisträger Harry M. Markowitz. Die Theorie findet im Bankwesen und in der Betriebswirtschaft Anwendung.
Der Science-Fiction Film „Avatar″ ist ein Beispiel für einen erfolgreichen co-finanzierten Film. Die Investmentfirma Dune Capital Management war daran beteiligt; „Avatar″hatte das bis dahin höchste nicht-inflationsbereinigte Einspielergebnis. Außerdem erfolgreich waren das als Comic umgesetzte Actiondrama „Batman Begins″ „The Dark Knight″. Auch „Der Teufel trägt Prada″ ist Slate finanziert. Finanzielle Flops gab es hingegen viele, deren Namen weniger präsent sind - darunter „Lucas der Ameisenschreck″und „Das Mädchen aus dem Wasser″.
In der im Herbst 2012 erschienen Dissertation von Kay H. Hofmann „Co-Financing Hollywood Film Productions with Outside Investors" analysiert Hofmann Interessenskonflike in Hollywood. Während der letzten zwanzig Jahre haben externe Investoren zunehmend Eigenkapital in US-amerikanische Filmproduktionen gesteckt. Heute sind die co-finanzierten Filme in Hollywood weit verbreitet. Meist übernehmen die großen Filmstudios dabei die operativen Aufgaben der Filmproduktion und -Vermarktung; die Financiers haben als Miteigentümer Anspruch auf Gewinnbeteiligung. Hierbei entstehen nicht nur Interessenskonflikte sondern auch Organisationsprobleme, die Hofmann beleuchtet. Er entwickelt Lösungsansätze, die sowohl für Investoren als auch für Filmstudios, die von externen Finanzierungen abhängig sind, relevant sind.
Früher bestand Hollywood aus vertikalen Produktionsfirmen mit Schauspielern, Drehbuchautoren, Bühnen und selbst Kinos. Die aktuelle Produktionslandschaft bezeichnen Sie als hochdifferenziertes Netzwerk. Wie kann man sich das konkret vorstellen?
Dr. Kay H. Hofmann: Die großen Hollywood Studios müssen weiterhin als vertikal integrierte Unternehmen betrachtet werden. Sie decken viele Stufen der Wertschöpfungskette ab, insbesondere den wirtschaftlich interessantesten Teil, den sogenannten Filmverleih. Darüber hinaus unterhalten sie umfangreiche Netzwerke, um auf spezialisierte Dienstleister zugreifen zu können, die im Rahmen der Kinofilmproduktion und -vermarktung einzelne Aufgaben übernehmen. Ein zunehmend wichtiges Element stellen dabei externe Finanzierungspartner dar, die durch ihr Engagement zu Miteigentümern der produzierten Filme werden.
Mit Slate Finanzierungen steigen diese Finanzierungspartner in die Filmindustrie ein. Wie funktionieren solche Slates?
Hofmann: Die Slate-Finanzierung folgt einem Portfolio-Ansatz, allerdings mit lediglich einem Partner, in der Regel einem der großen Hollywood-Studios. Im Gegensatz zu früheren Finanzierungsverträgen selektieren und verhandeln diese Investoren keine Einzelprojekte. Über mehrere Jahre finanzieren sie Bündel von rund zehn bis 30 Filmen, ohne bei Vertragsabschluss die einzelnen Projekte zu kennen. Somit werden sie zu langfristigen Finanzierungspartnern. Die Auswahl der Filme erfolgt dann zu einem späteren Zeitpunkt, an dem es aufgrund der unterschiedlichen Interessen der involvierten Parteien bereits zu Problemen kommen kann.
Wie beeinflusst die Finanzierungsart die Art der produzierten Filme?
Hofmann: Zunächst lässt sich festhalten, dass Investoren überdurchschnittlich viele Action-Filme co-finanziert haben. Aufgrund hoher Besucherzahlen erscheinen die auf den ersten Blick auch als besonders erfolgversprechend. Berücksichtigt man jedoch die vergleichsweise hohen Produktionskosten, so sind die Renditen dieser Filme eher unterdurchschnittlich. Film-Fortsetzungen, sogenannte Sequels, und Familienfilme hingegen werden deutlich seltener von Investoren mitfinanziert. Denn Studios produzieren diese tendenziell erfolgreicheren Projekte gern allein und verweigern Investoren schlichtweg den Zugriff auf diese Filme.
Sie haben herausgefunden, dass Slate finanzierte Filme oft schlechter abschneiden, als herkömmliche Produktionen. Schlechter in welcher Hinsicht?
Hofmann: Vergleicht man die Qualität von Filmen nach deren Fertigstellung wird deutlich, dass co-finanzierte Filme im Durchschnitt eine geringere Qualität aufweisen. Die Messung der Qualität ist in diesem Zusammenhang recht problematisch, aber ich habe auf verschiedene, möglichst objektive Maße wie zum Beispiel Oskar-Nominierungen oder die Meinungen von etablierten Filmkritikern zurückgegriffen. Neben dem oben bereits angesprochenen Selektionseffekt ist zu beobachten, dass die Studios für die Produktion der co-finanzierten Filme weniger spezialisierte Produktionsfirmen engagieren. Darunter leidet die Qualität. Überspitzt formuliert kann man sagen, dass sich die Studios bei diesen Projekten insgesamt etwas weniger anstrengen. Ein Qualitätsdefizit schlägt sich in der Folge häufig auch in geringere Besucherzahlen in den Kinos sowie in schlechtere DVD-Verkäufe nieder. Zwangsläufig führen diese Effekte zu einem schwächeren finanziellen Ergebnis.
Warum lassen sich die Investoren auf solche Geschäfte ein?
Hofmann: Eine vertragliche Regelung aller angesprochenen Problemkreise ist nahezu unmöglich. Die neueren Co-Finanzierungsverträge beinhalten jedoch bereits einige Klauseln, die darauf abzielen, das opportunistische Verhalten der Studios zu reduzieren. Dies spricht dafür, dass die Investoren dazugelernt haben und sich der Problematik mittlerweile bewusst sind.
Bild: flickr/hben22
Kay H. Hofmann: „Co-Financing Hollywood Film Productions with Outside Investors", Springer Gabler, 180 Seiten
ISBN-10: 3658007869
ISBN-13: 978-3658007867