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Künstlerin, Kuratorin am artsprogram der Zeppelin Universität
Ulrike Shepherd ist seit 2007 als Kuratorin am artsprogram für den Bereich der Bildenden Kunst zuständig. Ihre auf Dialog und Diskurs ausgerichteten künstlerischen und kuratorischen Projekte zielen auf eine Verortung von Kunstproduktion in gesellschaftlichen Zusammenhängen.
Am Freitag, dem 31. Januar 2014, feiert die Zeppelin Universität beim fünften Research Day wieder die Welt der Forschung. Los geht's um 13:30 Uhr an der Container Universität. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende der ZU stellen ihre aktuellen und gerade abgeschlossenen Forschungsprojekte vor. In jeweils 45-minütigen Beiträgen präsentieren ZU-Wissenschaftler bis 18.30 Uhr ihre Erkenntnisse. In Vorträgen, Präsentationen und interaktiven Einheiten werden Einblicke in die Ergebnisse der einzelnen Lehrstühle und Forschungsverbünde gewährt.
Im Anschluss lädt das artsprogram zum 27. Kunst-Freitag. Dort werden die künstlerischen Ideen für den HauptCampus und Film- und Soundinstallationen von Studierenden im OpenTestHouse und im Kunst-Bus vorgestellt.
Das artsprogram zum Research Day und zum 27. Kunst-Freitag Friedrichshafen
| 31.01.2014 | ContainerUni | ab 19 Uhr
Die Zeppelin Universität hat mit ihrem Ansatz der Interdisziplinarität seit ihrer Gründung 2003 die Verbindung von zeitgenössischer Kunst und Wissenschaft fest in ihrem Konzept verankert. Wie manifestiert sich das im Universitätsalltag und welcher Gedanke steckt dahinter?
Ulrike Shepherd: Kunst und Wissenschaft in eine produktive Beziehung zu bringen, dahinter verbirgt sich die Auffassung, dass Kunst wie die Wissenschaft eine Art der Welterfassung ist - nur eben in sinnlich-ästhetischer Form. Diese andere Wissenspraxis wird an der Zeppelin Universität inzwischen in vielen unterschiedlichen Formaten und Projekten erprobt, ausgeübt und erforscht. Zu den Kunsterfahrungen, die jeden einbeziehen, gehören die künstlerischen Interventionen in die öffentlichen Räume der Universität. Die Entscheidungen zu solchen ästhetischen Transformationen, welche die ZU über einen längeren Zeitraum prägen, werden am repräsentativ besetzten Runden Tisch mit Universitäts-und Studierendenvertretern getroffen. Darüber hinaus öffnen sich die Kunstdiskurse auch immer wieder in die Universität hinein. Dies ist auch die zentrale Intention der Ausstellung Kunst|Campus, die zu einem Dialog über die eingegangen Kunstkonzepte einlädt.
Auch der neue HauptCampus am Fallenbrunnen soll wie der SeeCampus und die ContainerUni durch künstlerisch geprägte Räume neue Möglichkeiten der Erfahrungen öffnen. Schon seit einiger Zeit läuft der Auswahlprozess für die Kunst am neuen HauptCampus. Wie verlief dieser Prozess bisher?
Shepherd: Der neue Campus sollte von Anfang an künstlerisch widerspiegeln, was auf der theoretischen und geistigen Ebene an der Universität stattfindet. Daraus ergab sich als Anforderung an die Künstler, dass diese einerseits einen inhaltlichen Bezug zu den universitären Themen und zum anderen Erfahrungen im Umgang mit Architekturen haben sollten. Manche der Konzepte in der Ausstellung werden inzwischen weiterentwickelt, andere modifiziert oder sind noch in der Schwebe.
Am Erstaunlichsten war die Wirkung des Projektentwurfs von Andree Korpys und Markus Löffler. Das Künstlerduo stellte in Bezug auf die ehemalige Kaserne die Frage, welche Geschichte sich hinter diesem Ort verbirgt und welche Verbindung zur näheren Umgebung und der Stadt Friedrichshafen besteht. Ihr Konzept für eine Intervention in das künftige Audimax sieht vor, dass mit einem radikalen skulpturalen Eingriff, unter Einbeziehung eines historischen Fragmentes aus der A4-Raketenentwicklung, die Architektur dekonstruiert und auf die Geschichte des Ortes während des 2. Weltkrieges verwiesen wird. Diese Projektidee wurde sofort zum Selbstläufer. Obwohl das Kunstprojekt am Ende aus Denkmalschutzgründen nicht realisiert werden kann, wurden allein durch das Konzept schon vielfältige Denkprozesse angeregt. Es zeigte sich, welches Potential bereits in der ersten Formulierung einer künstlerischen Idee liegen kann.
Der Kunst-Wettbewerb hat zwar repräsentativ Stimmen aus der Universität eingeholt, doch nur Fragmente des Prozesses gelangten bisher in die Öffentlichkeit. Die Ausstellung Kunst|Campus am Research Day soll dies nun ändern. Was erwartet die Besucher im Hangar?
Shepherd: Die Ausstellung zeigt ein Gesamtbild der eingegangenen Ideen und ist eine Collage aus den eingereichten Ideenskizzen, Objekten und Verweisen auf frühere Projekte der KünstlerInnen. Sie möchte den Status Quo der Kunstentwicklung für den im Bau befindlichen Campus abbilden. Das geschieht in einer Ausstellungsstruktur, die in der Zusammenarbeit mit Studierenden und dem kalifornischen Künstler Robert Steward entsteht. Ein minimalistischer „Raum im Raum“ aus Dachlatten möchte das Skizzen- und Ideenhafte zum Ausdruck bringen und zum neugierigen Entdecken einladen. Wir hoffen, dass die ästhetische Situation den Anlass zu interessanten Diskussionen bietet und zur aktiven Teilnahme am weiteren Prozess motiviert.
Titelbild: atelier le balto (Berlin)
Bilder im Text: Thomas Locher (Berlin); Harald F. Müller (Öhningen)