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Neues Netzwerk Tawasol

Gemeinsam Kontakte und Horizonte erweitern

von Julian Kraemer | Zeppelin Universität
06.02.2024
Das Netzwerk soll als ein Diskursraum wirken, in dem sich Konfliktpunkte im trilateralen Austausch identifizieren lassen und daraus Handlungsstrategien abgeleitet werden.

Jun.-Prof. Dr. Meike Lettau
Juniorprofessur für Cultural & Media Policy Studies
 
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تواصل [Tawasol] bedeutet so viel wie in Verbindung sein, Kontakte ausbauen und sich vernetzen. Nachdem bereits Ende September 2023 ein Auftaktworkshop an der Université Saint-Joseph de Beyrouth im Libanon stattfand, trafen sich die Mitglieder des neu gegründeten Forschungs- und Kulturnetzwerks im November zu einem zweiten Workshop an der Zeppelin Universität. Weitere Partner des vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderten Netzwerks sind das Institut Supérieur de Musique de Tunis an der Université de Tunis, die syrische Organisation zur Förderung unabhängiger Kultur Ettijahat – Independent Culture sowie das Goethe-Institut (Kairo, Tunis und Beirut).


Das تواصل [Tawasol] Netzwerk hat sich zum Ziel gesetzt, künstlerischen Aktivismus und demokratische Teilhabe zwischen der MENA-Region und Deutschland zu erforschen. Neben dem interkulturellen Dialog liegt ein Fokus auf partizipativen kulturellen Formaten, die dazu beitragen, demokratische Strukturen zu schaffen und zu stabilisieren. Eine bedeutende Rolle kommt dabei sowohl im Libanon als auch in Tunesien dem kulturellen Aktivismus zu.

 
Ein weiteres Ziel des Projekts ist es, gemeinsam Wissenstransfer zwischen Universität und Gesellschaft zu erproben. Gerade in den Kulturwissenschaften fehlt es häufig an Möglichkeiten, die dort erarbeiteten Ergebnisse breitenwirksam für alle Menschen verständlich zu machen. Das Projekt fußt daher nicht nur auf theoretischer Erkenntnis, sondern sucht den interaktiven Dialog mit zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren.

Getreu der Bedeutung von تواصل [Tawasol] knüpften die Mitglieder des Netzwerks gleich zu Beginn des Auftaktworkshops beim Speeddating neue Kontakte.
Getreu der Bedeutung von تواصل [Tawasol] knüpften die Mitglieder des Netzwerks gleich zu Beginn des Auftaktworkshops beim Speeddating neue Kontakte.

Auch das Fehlen einer offiziellen Kulturpolitik ist eine Form der Kulturpolitik – so leiten die libanesische Schauspielerin Hanane Hajj Ali und der Kulturaktivist Dr. Abdullah AlKafri den ersten Workshop in Beirut ein. Seit der Explosionskatastrophe am Hafen der libanesischen Hauptstadt im Jahr 2020 wurde die staatliche Kulturförderung fast gänzlich eingestellt, was zum Aus von vielen Kulturorganisationen führte.


Das Netzwerk fokussiert sich darauf, gemeinsam entwickelte Kulturformate zu fördern und zu implementieren wie auch neue Ansätze in der Kulturpolitik zu erforschen. Dafür ist es zunächst essenziell, dass sich die Teilnehmenden selbst in den sie umgebenden politischen und kulturellen Strukturen auskennen und ihre Ziele in Relation zu diesen formulieren können. Ferner sollen sich im Austausch untereinander neue Perspektiven auf das eigene Kulturumfeld entwickeln.


Kunst kann einen Sinn für das, was möglich ist, ausbilden – das sagt Professorin Dr. Karen van den Berg im zweiten Workshop an der Zeppelin Universität. Im Anschluss an Joseph Beuys argumentiert die Inhaberin des Lehrstuhls für Kunsttheorie und Inszenatorische Praxis, dass sich durch künstlerisches Schaffen die Realitäten abseits von konkreten Konzepten verhandeln lassen, indem spezifisch ganzheitliche Ausdrucksweisen für bestimmte Phänomene gefunden werden.


Für kulturellen Wandel sind solche Möglichkeitsräume essenziell: In Beirut begleiteten wir eine Aktivistin des Dalieh of Raouche, bei dem durch zivilgesellschaftliches Engagement der letzte Meerzugang der Stadt vor der Privatisierung gerettet wurde, und lernten Schauspieler:innen des Zoukak Theaters kennen, die durch ihre Stücke Räume schaffen, um gesellschaftliche Themen zu verhandeln. In Friedrichshafen wiederum sprachen wir mit der künstlerischen Leiterin des KinderKunstLabors in St. Pölten, Dr. Mona Jas, über Kunst als Raum des utopischen Träumens und trafen Stephanie Milling, die uns durch die den Ressourcenabbau der Zukunft thematisierende Ausstellung „Into the deep. Minen der Zukunft“ im Zeppelin Museum führte.

Im Mittelpunkt der Workshops standen auch immer die Forschungsinteressen der am Netzwerk beteiligten Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler.
Im Mittelpunkt der Workshops standen auch immer die Forschungsinteressen der am Netzwerk beteiligten Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler.

Um unterschiedliche Erwartungshaltungen an Kulturpolitik zu vereinen, braucht es Bottom-up-Ansätze, die diese kommunizieren – so Meike Lettau, Inhaberin der Juniorprofessur für Cultural and Media Policy Studies und Mitbegründerin von تواصل [Tawasol]. Das Netzwerk soll als ein Diskursraum wirken, in dem sich Konfliktpunkte im trilateralen Austausch identifizieren lassen und daraus Handlungsstrategien abgeleitet werden. Neben den jeweiligen nationalen Ebenen und deren Kulturumfeldern soll durch die Zusammenarbeit auch international nach Lösungen gesucht werden, wie die verschiedenen Kultursektoren besser zusammenarbeiten können. Gerade vor dem Hintergrund aktueller weltpolitischer Krisen werden auch die internationalen Kulturbeziehungen und die Zusammenarbeit im Kultursektor herausgefordert.


In den nächsten Monaten werden die Teilnehmer:innen des Netzwerks in Kleingruppen eigene Kulturformate entwickeln, die sich mit Wissenstransfer und verschiedensten Themen rund um Demokratisierung und Partizipation beschäftigen. 2024 wird es für die Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler des Netzwerks auch die Möglichkeit geben, ein- bis zweimonatige „Arts & Science Residencies“ in einem der teilnehmenden Goethe-Institute durchzuführen.


Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier

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