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Wieland ist Inhaber des „Stiftungslehrstuhls für Institutional Economics – Organisational Governance, Integrity Management & Transcultural Leadership“.
Von 1995-2013 war Wieland Professor für Allgemeine BWL mit Schwerpunkt Wirtschafts- und Unternehmensethik an der Hochschule Konstanz für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) und dort Direktor des Kooperativen Promotionskollegs der HTWG sowie Direktor des Konstanz Institut für WerteManagement (KIeM). Daneben ist er Wissenschaftlicher Direktor des Zentrums für Wirtschaftsethik (ZfW) und Gründer und Vorsitzender des Forum Compliance & Integrity – Anwenderrat für Wertemanagement. Seit 2012 ist Wieland Vorsitzender des Deutschen Netzwerk Wirtschaftsethik (DNWE) sowie Mitglied im CSR-Forum des BMAS. 1999 wurde er mit dem Max Weber Preis für Wirtschaftsethik des BDI und im Jahr 2004 mit dem Forschungspreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.
LEIZ ist eine Plattform für für interdisziplinäre, interkulturelle und intersektorale Forschung, Lehre und Weiterbildung zu den Herausforderungen der Führung.
Das LEIZ will Beiträge unter anderem zur Governance Economics, zur Organisationstheorie, zu Business Ethics und zu Führungstheorien leisten. Dabei bezieht es sich auf eine neue normative Verfasstheit der Unternehmensführung, die aus widersprüchlichen gesellschaftlichen Interessenlagen sowie aus gesellschaftlichen Anforderungen an die Integrität von Führungsentscheidungen herrührt. Ein weiteres Thema des LEIZ wird transkulturelles Management im Sinne einer weltweiten Beziehungsfähigkeit zwischen Unternehmen und anderen Organisationen sein.
Die Forschung des LEIZ soll – neben den offenen Grundlagen – vor allem einen Anwendungsbezug für Wirtschaft und Gesellschaft haben: für Unternehmen, öffentliche Verwaltung und Zivilgesellschaft. Der vom LEIZ voraussichtlich ab 2014 angebotene Executive Master in Leadership Excellence wird sich auf die Forschung des Instituts stützen und wäre damit sowohl theorie- und forschungsbasiert als auch anwendungsorientiert.
Der Global Compact ist eine Initiative für Unternehmen, die ihre operativen Geschäfte und Strategien nach 10 Prinzipien im Bereich Menschenrechte, Arbeit, Umwelt und Anti-Korruption ausrichten. Der Global Compact ist die größte Initiative im Bereich Unternehmensverantwortung und zählt 10000 Unternehmen. Er bietet ihnen praktische Anleitung zur Implementierung von Nachhaltigkeitsstrategien.
ISO 26000 ist ebenso ein Leitfaden für gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen und stellt Best-Practices vor. Er wurde von den ISO-Mitgliedsländern entwickelt.
Die UN hat mit ihren Guiding Principles globale Standards über die Rolle von Unternehmen bei der Einhaltung von Menschenrechten festgehalten.
Ebenso haben die Mitgliedsländer der OECD mit ihren Leitlinien für multinationale Unternehmen einen Verhaltenskodex für verantwortliches Unternehmensverhalten als Empfehlung geschaffen.
Im Gegensatz zum Shared Value bedeutet die Ausrichtung eines Unternehmens auf die Maximierung des Shareholder-Value, dass in erster Linie die Interessen der Aktionäre vertreten werden. Dieses Interesse ist hauptsächlich beschränkt auf die Erreichung eines großen Unternehmensgewinnes, damit die entsprechende Dividende hoch ausfüllt. Da die Aktienkäufer die wichtigsten Geldgeber eines Unternehmens sind, ist das Unternehmen quasi gezwungen seine Kapitalgeber zu befriedigen und die Interessen anderer Stakeholder, also vom Handeln des Unternehmens betroffene Gruppen, zu vernachlässigen. Dies führt unter Umständen zu negativen externen Effekten, die durch die Unternehmensausrichtung auf den Shared Value, verhindert werden könnten.
Skandale bei ThyssenKrupp, schlechte Arbeitsbedingungen bei Amazon - diese Beispiele zeigen, dass unethisches Verhalten medial hohe Wellen schlägt. Unternehmen können es sich nicht leisten, gesellschaftliche Werte mit Füßen zu treten. Der Wirtschaftsethiker Professor Dr. Josef Wieland glaubt, dass integres Verhalten für erfolgreiches Wirtschaften unentbehrlich ist. Am neuen „Leadership Excellence Institut Zeppelin“ der Zeppelin Universität untersucht er, was die Exzellenz in der Führung eines Unternehmens ausmacht. Dabei geht es ihm darum, die Qualitätsmerkmale von Führung zu benennen, die für die Gestaltung des globalen Wandels notwendig sind.
Laut Wieland entsteht derzeit eine neue globae normative Ordnung. Darin wandelt sich das Verantwortungsbewusstsein von Unternehmen und die gestellten ethischen Erwartungen an sie. Exzellente Führung richte sich nicht mehr nur nach der Maxime „The business of business is business“ sondern es gehe darum, die normative Seite des Unternehmens zu betonen. Darüber hinaus besteht die Exzellenz für Wieland im Zusammenspiel von richtiger Motivation und geeigneten institutionellen Strukturen, die die Leistung erst ermöglichen.
Gerade weil sich Unternehmen in einem transkulturellen und globalen Umfeld bewegen, müssten Manager mehrere Sprachen sprechen, verstehen und angemessen nutzen können. Es sind aber nicht nur die Sprachen verschiedener Völker gemeint. Vielmehr begegnen einem Unternehmen unterschiedliche Kulturen und Sprachen, wenn sie mit ihren verschieden Anspruchsgruppen konfrontiert sind. Dazu gehören die Politik, die Kunden, die NGOs, die Lieferanten und viele mehr. Für ein funktionierende Wirtschaft bräuchte es daher auf globaler Ebene Spielregeln, konkret: rechtliche und moralische Grundsätze.
Doch gerade auf globaler Ebene konstatiert Wieland ein Institutionendefizit. Institutionenökonomen wie Wieland gehen davon aus: je angemessener diese rechtlichen und moralischen Grundsätze sind, umso besser funktionieren wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Prozesse. Die derzeitige globale Wirtschaftsstruktur beschreibt der Wirtschaftsethiker aber als eine Fußball-WM ohne Regeln. „Jede Mannschaft spielt nach ihren Regeln und es gibt keine einheitliche Vorstellung von Fairplay. Obendrein ist der Schiedsrichter notorisch blind und auch die Fifa steht als Veranstalter nicht zur Verfügung“, so das Bild Wielands.
Tatsächlich gibt es vereinzelt globale Regelwerke, die versuchen genau dem entgegenzuwirken, doch dieses basieren auf Freiwilligkeit. Daher und aufgrund deren Vielzahl kann aber von einem einheitlichen Regelwerk guter Unternehmensführung nicht gesprochen werden. Ihre Inhalte deuten dennoch auf einen Wertewandel hin. Wieland untersuchte verschiedene Richtlinien wie den Global Compact, die ISO 26000-Norm, die UN Guideline on Business and Human Rights und die OECD Leitlinie für multinationale Unternehmen.
Allen Richtlinien ist gemein, dass sie statt einer Politik des Shareholder-Values den Shared Value fordern: eine Wertschöpfung, die nicht nur die Gewinne einiger Anspruchsgruppen maximiert sondern alle Akteure berücksichtigt. Damit einher geht die Einbeziehung aller Anspruchsgruppen in relevante Entscheidungen. Unternehmen sollen die Risiken ihrer Tätigkeiten vorher kennen und ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen, um positive Wirkungen zu erzielen und negative zu vermeiden. Die Grundlage der guten Unternehmensführung ist letztlich ein integres Verhalten. Die internationale Gemeinschaft, zusammengesetzt aus den verschiedensten Akteuren, erwartet zunehmend, dass Unternehmen ihre eigenen Werte auch in der Praxis leben. Zudem sollten sie all ihre Aktivitäten transparent und nachvollziehbar dokumentieren und in regelmäßigen Berichten veröffentlichen.
Unternehmen wie die Deutsche Bank, ThyssenKrupp und Amazon werden erkennen müssen, dass der Wettbewerbsvorteil eines Unternehmens auch vom Grad der Nachhaltigkeit und Verantwortungsübernahme des Unternehmens abhängt. Denn für Wieland ist sicher: mit unethischem Verhalten manövrieren sich Unternehmen aus dem Markt.
Foto: gmalras via flickr.com