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Studieren im Netz
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Universität

Studieren im Netz - eine Revolution?

von Jenny Fadranski | Redaktion
26.02.2013
Wir haben die wunderbare Chance der Dramatisierung sowohl der Digitalisierung zur Vermittlung von Wissbarem und gleichzeitig der Dramatisierung der Präsenz zur Ermittlung von Nicht-Wissbarem.

Professor Dr. Stephan A. Jansen
 
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    Zur Person
    Professor Dr. Stephan A. Jansen

    Professor Dr. Stephan A. Jansen wurde im Mai 2003 zum Gründungspräsidenten und Geschäftsführer der Zeppelin Universität berufen. Im gleichen Jahr wurde er durch das Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg als Professor auf den Lehrstuhl für „Strategische Organisation & Finanzierung | SOFI“ ernannt. Mit 31 Jahren war er der jüngste deutsche Universitätspräsident. Nach einer Banklehre als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes absolvierte er ein Studium der Wirtschaftswissenschaft in Witten/Herdecke, an der New York University sowie Tokyo Keizai University mit Auszeichnung. 1997 bis 2003 schlossen sich weitere wissenschaftliche Stationen an der Stanford University sowie der Harvard Business School mit der Promotion (summa cum laude) an.

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    Factbox
    Der Pionier Sebastian Thrun

    Thrun hat Informatik in Deutschland studiert und war bis 2011 Professor für Künstliche Intelligenz an der Universität Stanford. Seinen ursprünglichen Posten gab er nachdem großen Erfolg seiner Online-Vorlesung über Künstliche Intelligenz für seine Vision die Bildung im Internet zu revolutionieren auf und gründete Udacity.  Er forscht weiterhin an der Universität Stanford und ist ebenso  für Google tätig: Er war Mitentwickler des Google Street View und arbeitet derzeit am fahrerlosen Auto.

    Das Buch: „Universität im 21. Jahrhundert"

    Ein Wissenschaftsphilosoph und ein junger Unternehmer haben sich hier zusammengetan, um über die Idee und die Ziele der Universität im 21. Jahrhundert nachzudenken. Dabei treten sie insbesondere für eine Neuinterpretation der Aufklärung ein. Sie kritisieren den aktuell herrschenden "Fundamentalismus, der die "wissenschaftliche Methode" zum pseudoreligiösen Grundsatz erhoben hat" und fordern die Kontextualisierung von Wissen und ein interdisziplinäres Studium, um realen Problem zu begegnen. Ebenso diskutieren sie die praktischen Herausforderungen wie die der Finanzierung von Hochschulbildung und räumen der Digitalisierung dabei eine wichtige Funktion ein. 

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Das Studium an einer Universität, insbesondere an einer Elite-Universität, zeichnet sich durch anspruchsvolle Seminare und Vorlesungen für einen erlauchten Kreis von ambitionierten jungen Menschen aus. So bleibt diese Sphäre für die meisten verschlossen und mit einem Schleier des Geheimnisvollen umhangen. Das Internet verändert diese Situation radikal - und hat sein Potential bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Sebastian Thrun, Professor an der Stanford University in Kalifornien, machte es vor. Sein kostenloser Online-Kurs „Einführung in die künstliche Intelligenz“, an dem im Jahr 2011 mehr als 160.000 Interessierte aus 190 Ländern teilnahmen, legte den Grundstein für eine seither rasante Entwicklung.

Der Pionier Sebastian Thrun


In den USA haben sich seit Thruns Initialzündung zahlreiche Plattformen entwickelt, die die sogenannten MOOCs (Massive Open Online Courses) anbieten. Thrun selbst ist Mitgründer von Udacity, das sich zum Ziel gesetzt hat, Bildung radikal zu demokratisieren, indem es exzellente Bildungsangebote für jeden weltweit zugänglich macht. Die Universitäten Harvard und MIT investierten zweistellige Millionenbeträge in die Entwicklung des non-profit Start-ups Edx, das für interaktives Online-Lernen und die Erforschung dessen, wie Technologie das Lernen verändert, gegründet wurde. Sehr erfolgreich ist das amerikanische for-profit Unternehmen Coursera, das stärkere User-Zuwachsraten als Facebook in seiner Anfangsphase verzeichnet und ebenso die Vision einer weltweit zugänglichen, qualitativ hochwertigen Bildung verfolgt.
Die Kurs-Angebote dieser verschiedenen Plattformen reichen von Einführungen in Philosophie und Soziologie bis hin zu Financial Engineering und Songwriting. Und sie bieten nicht nur die Vermittlung von Wissen, sondern versuchen durch interaktive Elemente und die Bereitstellung von Kursmaterial eine virtuelle und dennoch real anmutende Lernsituation zu kreieren.

Obwohl diese Entwicklung sich als eine Konkurrenz für die traditionelle Universität aufgrund der immensen Kosteneinsparungen entpuppen könnte, hat die Digitalisierung ebenso das Potential, die Universität noch stärker zu einem Ort des Austausches und nicht nur der Wissensvermittlung werden zu lassen. Professor Dr. Stephan A. Jansen, Präsident der Zeppelin Universität (ZU), betont: „Wir haben die wunderbare Chance der Dramatisierung sowohl der Digitalisierung zur Vermittlung von Wissbarem und gleichzeitig der Dramatisierung der Präsenz zur Ermittlung von Nicht-Wissbarem.“ Jansen sieht demnach die Zukunft der Präsenzuniversitäten nur noch da, wo konsequent auf den direkten Austausch in Kleingruppen über widersprüchliches Vorwissen und herausfordernde, nicht abschließend beantwortbare Fragen gesetzt wird – also auf forsches Lernen. Wie das Verweben von Digitalem und Analogem konkret aussehen soll, damit beschäftigt sich an der ZU derzeit die „Digital Education Trend Group“, gefördert von der Telefonica, bestehend aus Studierenden, Wissenschaftlern, IT-Experten, Verwaltungsmitgliedern und Externen. Sie arbeiten an dem „Manifest on Digital Education at Zeppelin University“, das im Sommer erscheint und ein konkretes Konzept präsentieren wird.

Jansen sieht dabei nicht die Technologie, sondern die Didaktikermöglichung als Engpass. Plattformanbieter wie Coursera seien sicherlich diskutabel, aber es müsse um mehr gehen als Informationslogistik und die Bereitstellung von Massive Open Online Courses. In Deutschland sei bisher kein ernsthafter und akademisch anregender Anbieter zu finden, so Jansen. Laut Hannes Klöpper wird sich das bald ändern. Der 25-Jährige ist Mitgründer des Start-ups Iversity, das in der Entwicklung einer Plattform für Online-Lehrveranstaltungen begriffen ist. Wie konkret diese Plattform funktionieren soll, wie sie sich von Coursera, Udacity und Edx unterscheiden wird, ist noch geheim, da sich die Gründer in intensiven Gesprächen mit Sponsoren und Universitäten befinden. Sie wollen sich ganz bewusst auf die Bedürfnisse und Kreativität der Wissenschaftler einlassen und nicht allein ihre Vorstellungen umsetzen. Die Vision von Hannes Klöpper beschränkt sich aber nicht auf den Aufbau eines Online-Dienstes, vielmehr stellt er sich eine grundlegende Veränderung der Universitätsbildung vor.
Gemeinsam mit dem kürzlich verstorbenen Wissenschaftsphilosophen Yehuda Elkana veröffentlichte er das Buch „Universität im 21. Jahrhundert. Für eine neue Einheit von Lehre, Forschung und Gesellschaft“. Dabei ist den Autoren besonders wichtig, dass an Universitäten ein Verständnis für die Komplexität der Welt gelehrt wird statt abprüfbare Lehrbuchwahrheiten. Letztlich ginge es um die Ausbildung engagierter Bürger, betont Klöpper im Rahmen der Friedrichshafener Bildungsgespräche. Deshalb bedürfe es insbesondere der Interdisziplinarität und der Beschäftigung mit Fragen der Lebenswirklichkeit. 

Das Buch: „Universität im 21. Jahrhundert"


Das Internet könnte gerade bei der Ausbildung engagierter Bürger, die möglichst nicht nur Akademiker sein sollten, hilfreich sein. Jansen sieht die Chance, dass entgegen dem bisherigen „Digital Divide“, also der digitalen Spaltung der Gesellschaft, diesmal nicht die Eliten durch das Internet überprivilegiert werden. Schulen und Hochschulen können die Durchlässigkeit steigern und leichter die notwendigerweise auszubauende Diversität in biographischer und kognitiver Hinsicht berücksichtigen. Denn ausgebildete Abiturienten und Studierende zwischen 17 bis 25 Jahren seien nicht alle, die es zu erreichen gelte.
Damit Hochschulen die entscheidenen Weichenstellungen hin zur Einbettung digitalen Lernens nicht verpassen, plädiert Jansen vor allen Dingen dafür, dass der Staat diese neue Chance der herkunftsunabhängigeren Bildung in den Übergängen im Bildungssystem nutzt und damit auch die international überdurchschnittlich hohen Abbrecherquoten in Schule wie Hochschule in den Griff bekommt. Ebenso seien die Forschungsbedarfe zu Digitaler Bildung ernstzunehmen: „Denn wir sind erst ganz am Anfang.“



Bild: Sean MacEntee / flickr.com

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