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2012 wurde Anja Achtziger auf den Lehrstuhl für Sozial- und Wirtschaftspsychologie der Zeppelin-Universität berufen. Sie verstärkt dabei neben der Forschung auch die Studienprogramme im Bereich der Kommunikations- und Wirtschaftswissenschaften an der ZU. Zuvor vertrat sie an der Uni Konstanz mehrfach die Professur für Sozialpsychologie und Motivation. Im Jahr 2008 habilitierte sie sich zum Thema „Erfolgreiches Handeln aus einer sozialkognitiven Perspektive: Rubikonmodell, Vorsatztheorie und mentales Kontrastieren“.
Die Forschung hat dazu herausgefunden hat, dass Glück oder eben glücklich zu sein mehr ist als ein wichtiges persönliches Ziel oder ein Zustand positiver Stimmung. Vielmehr hängt es zusammen mit zahlreichen, wünschenswerten Lebenserfolgen. Dabei handelt es sich um besondere Leistungen im Job, aber auch vergleichsweise befriedigende soziale Beziehungen zu Freunden, Familie und Kollegen. Wiederholt zeigt die Forschung zudem, dass das eigene Einkommen einen gewissen positiven Einfluss auf das Glücksbefinden hat, jedoch ab einer gewissen Höhe keinen bedeutsamen Wirkungsgrad mehr entwickelt. Denn ab einer bestimmten Einkommenshöhe stellt sich nicht mehr unbedingt eine Steigerung des Glücksgefühls ein - zumindest nicht langfristig, weil wir uns an den neuen, höheren Lebensstandard relativ schnell anpassen.
Wie aktuelle Forschungsergebnisse weiter zeigen, kann die unablässige Suche nach dem Glück oder dem Zustand des Glücklichseins das Gegenteil bewirken. Wenn das Ziel, permanent das eigene Glücksbefinden zu steigern, fast schon zur fixen Idee wird, artet dies im Endeffekt in Stress und Enttäuschungen aus. Weiterhin belegt die psychologische Forschung, dass Menschen nicht immer die besten Strategien entwickeln, um ihr eigenes Glücksbefinden zu erhöhen. Wir sind offensichtlich nicht besonders gut darin, diese Strategien zu finden (vor allem für sich selbst die am besten geeigneten. Darüber hinaus tun wir uns auch schwer, solche Strategien dahingehend realistisch einzuschätzen, ob sie in der Tat das Glücksbefinden erhöhen. Denn da liegen die meisten von uns daneben.
Es gibt auch Studien, die untersucht haben, was die Menschen an Weihnachten wirklich glücklich macht. Dabei wurde beobachtet, dass das Glücksbefinden besonders hoch ist, wenn familiäre Erlebnisse im Vordergrund stehen. Dagegen spielt weniger eine Rolle, wie viel Geld man selbst für Geschenke ausgegeben und welche Geschenke man selbst bekommen hat. Im Gegenteil: Es scheint sogar der Fall zu sein, dass das Glücksbefinden gedämpft wird, wenn man das Schenken und Beschenktwerden (das heißt die materialistischen Aspekte) zu sehr in den Fokus des Weihnachtsgeschehens rückt. Auch scheinen gegenseitige Absprachen - etwa wie viel Geld man an Weihnachten für Geschenke ausgeben will - die Freude am Fest selbst zu behindern.
Ein häufig beobachtetes Phänomen ist beispielsweise der Wunsch von Eltern gegenüber Großeltern, die Enkelkinder nicht mit Geschenken zu überladen, sondern Vernunft walten zu lassen. Was in der Regel auf Seite der Großeltern ignoriert wird und zu entsprechenden Unstimmigkeiten mit den eigenen Kindern führt. Materialistische Aspekte spielen also beim tatsächlichen Erleben von Glück unterm Weihnachtsbaum weniger eine Rolle als ein gelungenes Zusammensein mit Familie und Freunden. Eine gute Feiertagsstimmung zu schaffen, bringt im Endeffekt mehr, als sich allzu viele Gedanken um Geschenke zu machen.
Eine aktuelle Studie mit vielen, über Jahre hinweg gesammelten Daten hat nun versucht, Strategien zu identifizieren, die bei einem Großteil der Menschen dazu geeignet sind, das Glücksbefinden tatsächlich zu steigern. Diese Studie hat interessanterweise Strategien zu Tage befördert, die die meisten von uns vermutlich gar nicht in Zusammenhang mit Glück und Glücklichsein gebracht hätten. Wie beispielsweise Briefe zu schreiben, in denen man seine Dankbarkeit zum Ausdruck bringt gegenüber Menschen, die uns geholfen haben. Oder sich ausgiebig und intensiv an Momente zu erinnern, in denen wir sehr glücklich waren. Auch ein konsequent freundlicher und netter Austausch mit anderen Menschen steigert das eigene Glücksbefinden deutlich.
Wichtig ist es dabei, diese Strategien in schöner Regelmäßigkeit anzuwenden. Dieses wäre sicherlich für das neue Jahr ein sehr guter Vorsatz, der nicht nur einen selbst, sondern auch die eigene Familie, Freunde und Kollegen glücklicher machen wird.
Fotos: fearthekumquat | Bertram Rusch / Zeppelin Universität