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Ich werde zu Weihnachten an einige Verwandte und Freunde das Buch „Lob der Liebe“ verschenken. In den mit 87 Seiten recht übersichtlichen Band findet sich einer der berührendsten philosophischen Dialoge, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Der französische Philosoph und politische Aktivist Alain Badiou entfaltet hierin im Gespräch mit Nicolas Truong einen ganz neuen Blick auf ein von konsumeristischem Plunder verstelltes Thema: die Liebe. Badious Konzept der Liebe gibt es darin nur in der Totale, nicht häppchenweise oder schmerzfrei.
Vor allem aber entwirft die Liebe für Badiou ein Weltverhältnis über den Anderen. Damit liefert sie in seinen Augen den besten Gegenbeweis gegen die gängige spätmoderne Überzeugung, dass jeder nur sich selbst der Nächste sei. Liebe ist in seinem Sinne mehr als Ausnahmezustand, Phantasma oder gesellschaftliche Konvention des Fühlens. Was sie bedeutet und warum es sich lohnt, sich ihr philosophisch zu nähern, schildert Badiou ungemein eindringlich und zugleich flüssig formuliert. Deshalb ist das Büchlein auch für Nicht-Philosophen sehr gut lesbar und als Einführung in eine kritische Philosophie der Gegenwart geeignet.
Professor Dr. Karen van den Berg ist Professorin für Kulturtheorie und inszenatorische Praxis an der Zeppelin Universität. Sie studierte Kunstwissenschaft, Klassische Archäologie und Nordische Philologie in Saarbrücken und Basel, wo sie auch promovierte. Von 1993-2003 war sie Dozentin für Kunstwissenschaft am Studium fundamentale der Privaten Universität Witten/Herdecke. Seit 1988 realisiert sie als freie Ausstellungskuratorin zahlreiche Ausstellungsprojekte in öffentlichen Räumen und in Kunstinstitutionen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u.a. Kunst und Öffentlichkeit, Kunstvermittlung und Politik des Zeigens, Kunst und Emotionen, Rollenmodelle künstlerischen Handelns sowie die sozialen Effekte von Bildungsarchitekturen.
Titelbild: manun / Photocase
Bilder im Text: jala / Photocase