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Wer organisiert das Öffentliche?
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Verwaltung

Wer organisiert das Öffentliche?

Interview: Jenny Fadranski | Redaktion
19.04.2013
Manager öffentlicher und privater Einrichtungen, die öffentliche Aufgaben erfüllen, haben zunehmend Schwierigkeiten ein entsprechendes Rollenverständnis zu finden. Erfüllen sie private Interessen oder richten sie sich nach dem Gemeinwohl?

Professor Dr. Eckhard Schröter
 
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    Zur Person
    Professor Dr. Eckhard Schröter

    Professor Dr. Eckhard Schröter ist Inhaber des Stadt-Friedrichshafen-Lehrstuhls für Verwaltungswissenschaft (insbesondere Verwaltungsmodernisierung) an der Zeppelin Universität und ständiger Gastwissenschaftler am Institute of European Studies der University of California, Berkeley. Schröter studierte und arbeitete an der Freien Universität sowie Humbold-Universität Berlin. Von 2000 bis 2005 lehrte er am Department of Political Science sowie am Institute of European Studies der University of California, Berkeley. Seine Arbeitsschwerpunkte in Forschung und Lehre liegen auf den Gebieten der vergleichenden Verwaltungswissenschaft, des Public Management, der vergleichenden Metropolenforschung, der modernen Verwaltungs- und Staatstheorien sowie der internationalen Wissenschafts- und Hochschulpolitik.  

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    Factbox
    Public-Private-Partnership

    Als Public-Private-Partnership (PPP) wird die die vertragsgebundene Kooperation zwischen einem staatlichen Akteur (z.B. die Kommune) einerseits und dem privaten Sektor andererseits bezeichnet. Mittlerweile gibt es kaum mehr einen gesellschaftlichen Bereich mit öffentlicher Zuständigkeit, in dem PPPs nicht anzutreffen ist. Zu diesen Bereichen gehören u.a. der Bau und das Betreiben von Strafvollzugsanstalten, Müllverbrennungsanlagen, Schulen, Forschungseinrichtungen und der Verkehrs- und Infrastrukturbereich. 

    PPPs sind ein Instrument der Verwaltungsmodernisierungsstrategie "New Public Management", die privatwirtschaftliche Managementtechniken in die öffentliche Verwaltung zur Effizienzsteigerung integriert.

    Re-Kommunalisierung

    Nach dem starken Trend der Privatisierung öffentlicher, kommunaler Aufgaben in den vergangenen Jahrzehnten ist eine Abkehr von dieser Strategie zu beobachten. Die Re-Kommunalisierung ist ein Trend in deutschen Kommunen, um die durchgeführte Privatisierung öffentlicher Aufgaben, Leistungen und Betriebe wieder rückgängig zu machen. Im Bereich der Energieversorgung werden zum Beispiel Stadtwerke neu gegründet oder zurückgekauft. Diese neue wirtschaftliche Aktivität von Kommunen ermöglicht ihnen größere Einnahmen. Ebenso gewinnt die Kommune politische Gestaltungsmöglichkeit und kann Transaktionskosten senken.

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    Die demographischen und politischen Herausforderungen der Zukunft werden den öffentlichen Dienst zu einem tiefgreifenden personalpolitischen Wandel nötigen, sagt Professor Dr. Eckhard Schröter.
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Vor welcher zentralen Herausforderung steht der öffentliche Sektor heute?


Professor Dr. Eckhard Schröter: Wie so oft haben wir es mit einem Spannungsverhältnis zu tun: Auf der einen Seite steht das Ausdifferenzieren, Ausfransen des öffentlichen Sektors - mit immer mehr privaten, gemeinnützigen oder öffentlichen Beteiligten an der Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben. Dem steht die Herausforderung gegenüber, für eine effiziente Steuerung, eine klare Verantwortlichkeit und öffentliche Gemeinwohlorientierung zu sorgen.


Was heißt das, der öffentlich Sektor franst aus?


Schröter: Die öffentliche Verwaltung muss mit immer mehr Partnern eine Aufgabe gemeinsam, also kollaborativ oder in Kooperation mit ausgelagerten Einrichtungen, öffentlichen Unternehmen, privatwirtschaftlichen Partnern oder Gemeinnützigen, erreichen. Die Frage ist: Wer behält dabei den Überblick und was sind dann eigentlich die richtigen Maßstäbe, nach denen die Aufgabenerfüllung bewertet werden muss? Öffentliche Aufgaben sollen kosteneffizient, aber auch juristisch korrekt, fair und gemeinwohlorientiert erbracht werden. Das heißt, die Maßstäbe der Verantwortlichkeit sind vielfältig und werden immer unsicherer. Daher haben Manager öffentlicher und privater Einrichtungen, die öffentliche Aufgaben erfüllen, zunehmend Schwierigkeiten ein entsprechendes Rollenverständnis zu finden. Erfüllen sie private Interessen oder richten sie sich nach dem Gemeinwohl? Diese Sache wird immer undeutlicher. 

Public-Private-Partnership


Wo hinkt denn die kooperativen Aufgabenerfüllung am meisten?

Schröter: Im Endeffekt kommt es darauf an, wie effizient die Verwaltung die Prozesse steuern kann. Und da merken wir auf jeden Fall Defizite. Das hat etwas mit der Ausbildung von Verwaltungsmitarbeitern zu tun, mit Performance-Management, mit Kostenrechnung und Buchhaltung. Das Führen von ausgelagerten Einheiten, ist eine wichtige und schwierige Aufgabe. Dabei hat man sich gerade von den öffentlich-privaten Partnerschaften (Public Private Partnership) sehr hohe Effizienzgewinne erwartet. Wir wissen aus den Ländern, wo diese Erfahrungen schon 20 bis 30 Jahre alt sind, dass sich diese Effizienzgewinne nicht ohne weiteres realisieren lassen. Viele andere Kosten sind angefallen, vor allen Dingen viel höhere Transaktionskosten. Jede Großstadt hat heute 50 bis 60 ausgelagerte Einheiten, die sie führen und in ein Beteiligungsmanagement einbinden muss. Inzwischen beobachten wir auch eine Re-Kommunalisierung. Dennoch ist hier kein eindeutiges Zurückrudern zu sehen, das ist sehr viel differenzierter als die Presse das oftmals darstellt.

Der Trend der Re-Kommunalisierung


Welchen Beitrag leistet ihr Handbuch bei der Bewältigung dieser Herausforderungen?

Schröter:
Es liefert eine handbuchartige Darstellung, die Studierenden, Wissenschaftlern und Praktikern eine Einführung in das zentrale Kernthema des öffentlichen Sektors gibt: die Erfüllung öffentlicher Aufgaben. Dieses Thema ist organisiert nach den Fragen Bestimmung, Durchführung, Wahrnehmung und Bewertung der Erledigung öffentlicher Aufgaben.


Zur Organisation öffentlicher Aufgaben(: Effizienz, Effektivität und

Legitimität (2013). Herausgeber: Christoph Reichard und Eckahard Schröter. Verlag Barbara Buderich, 1. Aufl. 



Foto: flickr/waferboard

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