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Adorno und Horkheimer beschreiben in ihrem Text “Kulturindustrie” die Herrschaft der Kulturindustrie durch Massenprodukte. Das bezieht auch Kunst mit ein. Inwieweit schafft Streetart es, aus diesem Prinzip auszusteigen? Dieser Frage ging die Projektgruppe nach. Für die Präsentation des Zeppelin-Projekts gestalteten die fünf Studierenden nicht nur das obere Stockwerk des Open Test Houses zu einer kleinen Streetart-Gallerie um, sondern ihre Kommilitonin konnten im Erdgeschoss auch selbst zur Sprühdose greifen. Im Interview erzählt die Streetart-Gruppe über ihren persönlichen Forschungsprozess.
Mit welchem Themengebiet habt ihr euch im Zuge des Zeppelin-Projekts beschäftigt?
“Wir gucken, inwiefern Streetart aus den Prinzipien der Kulturindustrie entsteht. Im Buch “Die Dialektik der Aufklärung” von Adorno/Horkheimer gibt es das Kapitel “Kulturindustrie” und wir schauen, inwieweit es Streetart schafft, da auszubrechen oder bis zu welchem Punkt sie das schafft oder sie sowieso von vornherein Teil davon ist. Wir überlegen im Moment, das anhand von zwei Kunstwerken aufzustellen, deren Entstehungsprozess diametral verläuft. Bei einem sind das eben unbekannte Künstler, die am Ende bekannter werden oder wo ein Kunstwerk entsteht, das dann viel Aufmerksamkeit bekommt. Unser anderes Beispiel ist ein in Auftrag gegebenes Werk, das aber durch seine Aussage aber die Kulturindustrie in Frage stellt.
Warum habt ihr euch dafür entschieden?
Streetart ist cool und der Text von Adorno ist auch sehr schön geschrieben. Die beiden Verfechter der kritischen Theorie werfen wild mit Thesen um sich, die man frei widerlegen oder befürworten kann.
Wie seid ihr vorgegangen?
Wir haben uns zunächst rein mit dem Text beschäftigt. Zusätzlich haben wir eine Interpretation von Steinert zu Hilfe genommen. Gleichzeitig haben wir begonnen, uns mit Streetart zu beschäftigen. Zunächst haben wir nach den Ursprüngen und der Definition des Phänomens gefragt. Die ewige Diskussion - “Was ist Streetart, wie grenzt sie sich von Graffiti ab? Was ist überhaupt Kunst? Wo hört sie auf?” - hat uns dabei stets begleitet. Dies versuchen wir nun zusammenzuführen, in dem wir diese zwei Kunstwerke gegeneinander stellen.
Habt ihr schon Ergebnisse?
Ergebnisse sind insofern schwierig, da wir relativ frei in dieser theoretischen Arbeit argumentieren können, indem wir uns ein geeignetes Kunstwerk mit einem heraussuchen. Wir haben nun beschlossen, wir nehmen uns diese Kunstwerke und schauen uns den Entstehungsprozess in fünf Schritten an: 1. Ideenfindung, 2. Konzeption, 3. Produktion, 4. Rezeption und 5. (mögliche) Assimilation durch die Kulturindustrie. Diesen Prozess der Kulturindustrie gehen wir anhand beider Kunstwerke durch und analysieren dann, ob dies möglich ist oder nicht.
Was waren die größten Herausforderungen bei eurer Forschung?
Das Thema einzugrenzen beziehungsweise eine konkrete Fragestellung zu entwickeln, fiel uns zunächst schwer, weil wir zwar wussten: Wir wollen Streetart und wir möchten mit dem Kulturindustrie-Text arbeiten, aber die Entscheidung über eine genaue Herangehesweise hat lange gedauert.
Könnt ihr bereits ein Fazit ziehen?
Das Zeppelin-Projekt ist mit dem Zeppelin-Jahr untrennbar verflochten. Ich finde im Nachhinein, dass man vieles anders machen könnte. Die Pflichtkurse, die in den ersten zwei Semestern stattfinden, sollten auf drei bis vier Semester verteilt werden. Im schlimmsten Fall bedeutet dies in der jetzigen Form, dass man von fünf Kursen vier hat, die einen nicht interessieren. Ich finde das Zeppelin-Projekt als Gruppenarbeit aber ziemlich cool.
Titelbild und Bilder im Text: Andreas Friedrich (Zeppelin Universität)
Redaktionelle Umsetzung: Maria Tzankow