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Tim Robert Schleicher studiert SPE an der Zeppelin Universität und bringt sich unter anderem als Projektmanager der „Transcultural Caravan“ ins universitäre Leben ein. Als Mitbegründer der studentischen Initiative „welt_raum“ hat er es sich zum Ziel gesetzt, Begegnungen zwischen Asylsuchenden und Bürgern zu ermöglichen und das Miteinander zu fördern. Für sein vielfältiges Engagement wurde er 2015 in den „Knowledge Pool“ des St. Gallen Symposiums berufen und als „Leader of Tomorrow“ ausgezeichnet. Über seinen persönlichen Werdegang und sein ehrenamtliches Engagement berichtet Schleicher als Pionier des Monats der Zeppelin Universität.
Ihre multimediale Arbeit versteht die „Transcultural Caravan“ als Beitrag zur transkulturellen und globalen Kommunikation von Wissenschaft. Und so ist das Team des Leadership Excellence Institute Zeppelin | LEIZ auf mehreren Kanälen im Internet unterwegs. Folgen Sie den Ideen und Berichten des Projekts auf Facebook, seien Sie auf Twitter live dabei oder lesen Sie die vielen und spannenden Online-Berichte auf der Website.
Die – übersetzte – transkulturelle Karawane zieht nun schon eine ganze Weile durch die Welt. Kannst Du beschreiben, woraus die Idee für das Projekt entstanden ist?
Tim Robert Schleicher: Nun ja, aus unserer Perspektive reicht die Bereitschaft zu Konfliktlösung und Toleranz – was wir heute vorfinden – schlicht nicht aus, um sich den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts Erfolg versprechend anzunehmen. „Transcultural Caravan“ ermöglicht nun eine Plattform, die sich als Hub für globales, transkulturelles und innovativ-interaktives Lernen, Forschen, Denken und insbesondere Handeln versteht. Wir am Leadership Excellence Institute Zeppelin | LEIZ sind der Überzeugung, dass es auf die Fähigkeit zur Kooperation und die Kompetenz zur Definition gemeinsamer, globaler Interessen und Werte ankommt – unter anderem im Kontext eines zukunftsfähigen Führungsstils.
Wie genau können wir denn „Transcultural Caravan“ eigentlich einordnen – als Forschungsprojekt, Ideenplattform, Impulsgeber?
Schleicher: Alle drei Punkte treffen bereits ziemlich genau zu! Wir haben ein dreisäuliges Konzept, das als erste Säule aus Wissensgenerierung, das heißt Forschung unter anderem über die kulturellen Bedingungen und Implikationen von Globalisierung – insbesondere im organisationalen Kontext – besteht. Die zweite Säule Netzwerk bündelt Dialog und Wissen. Sie sorgt dafür, Menschen zusammenzubringen, weil Wissen ja ein Produkt sozialer Interaktion ist. Die dritte Säule wiederum möchte Austausch ermöglichen und Wissen teilen, sie möchte Anstoß sein für eine globale Diskussion über nachhaltige, ethische Führung und den Mehrwert transkultureller Bildung sowie mehrdimensionaler Kooperation als Grundprinzip von Interaktion!
Professor Dr. Josef Wieland, Gründer des Projekts, beschreibt unsere Welt als „Zwischenzeit“ zwischen starken Nationalstaaten und Globalisierung. Wie sieht denn die Zukunft nach dieser Zwischenzeit aus?
Schleicher: Aussagen über einen bestimmten zukünftigen Zeitraum zu treffen, ist ja grundsätzlich erst einmal hoch spekulativ. Ich möchte aber im Sinne Wielands dazu anregen, die Zukunft nicht als bestimmten Zeitraum, sondern als Prozess der Entwicklung von Gegenwart zu sehen. Hier, also in diesem Prozess, liegen dann die Gestaltungsaufgaben für unsere Entscheider, auf die es nämlich ankommt in einer globalisierten Welt, die unter dem Defizit an tatsächlichen globalen Organisationen leidet. Wenn die Entscheider in der Lage sind, ein gemeinsames moralisches Band, wie wir bei „Transcultural Caravan“ sagen, zu weben – unter anderem indem sie den Fokus auf transkulturelle Gemeinsamkeiten anstatt auf interkulturelle Differenzen legen –, erwarte ich eine lebenswerte Zukunft für unseren Planeten.
Im vergangenen Jahr habt Ihr zu einem Essay-Wettbewerb aufgerufen, bei dem Euch Zuschriften von Argentinien bis Russland erreicht haben. Thema war eine globale, ethische Führungsperspektive auf Organisationen. Kannst Du die Ideen der Essays in Worte fassen?
Schleicher: Die Essay-Themen sind für mich insoweit sehr anregend, als dass sie – natürlich nicht repräsentativ – einen Eindruck darüber geben, was junge Forscher und Studierende überall auf der Welt derzeit beschäftigt. Da ist exemplarisch unbedingt Migration zu nennen: Hier haben sich nicht nur Europäer dem Thema angenommen, sondern beispielsweise auch ein Mexikaner, der Parallelen im Umgang mit Migration in Mexiko, Thailand und Deutschland untersucht, die Bedeutung der globalen Arena als wesentlichen Bestandteil einer Lösung analysiert und daraus Handlungsstrategien für jeweilige Entscheider abgeleitet hat. Ein anderes Thema ist zum Beispiel der Konflikt um die Senkaku-Inseln im Südchinesischen Meer. Hier wurde beobachtet, dass zwischenstaatliche Kooperationen wechselseitig positive volkswirtschaftliche Effekte hätte – dafür bedürfte es aber zukunftsfähiger Führung! Da aber der Publikationsband schon bald erscheint, möchte ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten.
Eines Eurer Projekte widmet sich noch bis Mitte des Jahres der Universität als transnationalen Raum. Kannst Du daran exemplarisch erklären, wie solche Forschungen bei Euch ablaufen und wie dieses Projekt konkret funktioniert?
Schleicher: Nun, hier möchte eine Studierende, Isabella Biermann, im Kontext ihres Humboldt-Projekts der Frage nachgehen, was Transnationalisierung denn eigentlich konkret bedeutet und dies dann mit Universitätsentwicklung zusammendenken. Hochspannend! Sie wird von Dr. Lennart Brand aus dem akademischen Kreis der „Transcultural Caravan“ betreut. Da sie das Forschungsprojekt gemeinsam mit uns durchführt, hat die Studierende beispielsweise die Möglichkeit, den Dialog mit und Anregungen aus unserem Netzwerk zu suchen, Blog-Beiträge als Debattenanstoß zu veröffentlichen oder auch finanzielle Unterstützung für etwaige Forschungsreisen oder Ähnliches ermöglicht zu bekommen. Wir sagen gerne: Wenn Du eine drängende Frage in unserem Kontext hast, dann bist Du bei „Transcultural Caravan“ insoweit richtig, als dass hier ein Möglichkeitenraum geschaffen wird, in dem Du Dich dieser Frage ungehindert widmen kannst!
Ein ganz neues Projekt soll der Transcultural Leadership Summit in diesem Herbst werden. Was verbirgt sich denn hinter diesem Plan?
Schleicher: Die Idee für den Summit stammt auch hier aus der Studierendenschaft. Isabelle Yu – und das ist ja ein Kern von „Transcultural Caravan“ – möchte Entscheider und junge Forscher im Kontext der Führungsherausforderungen in China an der Zeppelin Universität zusammenbringen. Und das ermöglichen wir gerne! Wir sind davon überzeugt, dass ein interdisziplinäres Konferenzformat als innovativer Ansatz, um über Transcultural Leadership zusammenzukommen, genau das Richtige ist und ermöglichen deshalb diese Konferenz! „Transcultural Caravan“ ist natürlich digital und medial gut aufgestellt – aber uns ist auch die tatsächliche Begegnung wichtig, der direkte Austausch!
Aber auch ein Blick ins Archiv lohnt sich: Bereits abgeschlossen ist ein Projekt, das gemeinsamen Werten in Organisationen auf den Grund gegangen ist. Welche Forschungsergebnisse konntet Ihr daraus ziehen?
Schleicher: Zentrales Element des Projekts, das von Doktoranden des Wittenberg Center for Global Ethics (WCGE) durchgeführt wurde, war die Analyse eines Profiling Tools zur Messung und Entwicklung transkultureller Führungskompetenz – des LEIZ Transcultural Profilers. In diesem Kontext wurde aber auch wesentliche Basisforschung geleistet. So konnte beispielsweise unterstrichen werden, wie wichtig es für die Generierung des sogenannten Shared Value ist, die shared values – also geteilten Werte – der Stakeholder – also Anspruchsgruppen – einer Organisation zu identifizieren. Transkulturelle Kompetenz definieren die Doktoranden übrigens als professionelle Verhaltensweise zur Ermöglichung einer geteilten Kultur in und um die Organisation, die auf gemeinsamen lokalen Erfahrungen beruht.
Eure Arbeit ist durchweg sehr modern und multimedial aufgebaut – Forschung auf Facebook, ein weltweiter Essay-Wettbewerb. Ist „Transcultural Caravan“ Euer Beitrag zu transnationaler und transkultureller Forschung?
Schleicher: Na, definitiv ist es das! Wir verstehen uns als Hub für globales, transkulturelles Wirken. Da kann es also gut mal sein, dass wir plötzlich in anregenden Konstellationen zusammenkommen, an die man kurz vorher kaum gedacht hätte. So konnten wir im Herbst beispielsweise den Forscher und Manager des Corporate Social Responsibility Institutes aus Tel Aviv zu einer unserer Transcultural Caravan Sessions, diesmal bei der 20. Herbstakademie für Wirtschafts- und Unternehmensethik nach Weingarten, einladen. Und natürlich ist die Session in voller Länge online als Podcast von überall auf der Welt abrufbar. Ich kann also alle Interessierten nur ermutigen, mal vorbeizuschauen, reinzuhören und zu entdecken, was „Transcultural Caravan“ so zu bieten hat. „Transcultural Caravan“ ist für die gedacht, die richtig Bock drauf haben, die Herausforderungen anzugehen, vor denen wir stehen.
Titelbild:
| hbieser / pixabay.com (CCO Public Domain)
Bilder im Text:
| Maurice Schönen / Zeppelin Universität
| Tim Robert Schleicher / Transcultural Caravan
| Tim Robert Schleicher / Transcultural Caravan
| Screenshot Homepage / Transcultural Caravan
Redaktionelle Umsetzung: Florian Gehm