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Miray Salman brennt für Themen an der Schnittstelle neuer Technologien und Gesellschaft und digitale Innovation. So führte sie ihr Weg bisher bereits durch spannende Praktika in Digitalisierungs- und Strategiebereichen, unter anderem in großen Konzernen, renommierten Organisationen und internationalen Parlamenten. Ihre Bachelorarbeit schrieb sie über das Management von KI-Governance in Firmen. Miray Salman liebt es, Wissenschaft und Praxis zu vereinen. So initiiert sie als Global Shaper des Weltwirtschaftsforums mit ihren Co-Shapers ein Projekt zur Förderung von fortgeschrittenen Digitalkompetenzen bei Frauen, und stützt sich damit auf die Ergebnisse ihrer Humboldt-Arbeit an der Zeppelin Universität. Für ihre Forschung und ihr Engagement ist sie bereits mehrfach ausgezeichnet worden. Miray Salman hat vor, ihre Coding-Kompetenzen in einem Technologieprogramm in Singapur weiterzubilden. Ihr langfristiger Wunsch ist es, ihre Forschungsinteressen während eines Doktorstudiums vertiefen zu können. Sie träumt davon, ihren Doktor im Ausland zu absolvieren.
Ohne etwas vom Internet zu verstehen oder nachvollziehen zu können, wie Analysen mit Maschinellem Lernen funktionieren, wird es nicht einfach, informierte und reflektierte Entscheidungen zu treffen. Wie müssen Gesetze entworfen werden, sodass sie uns vor möglichen Risiken neuer Technologien schützen und unsere Menschenrechte wahren? Wie müssen Prozesse der Innovation und Entwicklung stattfinden, um Produkte und Dienstleistungen hervorzubringen, die keine Gefahr für die Menschheit darstellen und zugleich Vorteile bringen? Das Verständnis von der Funktionsweise von Algorithmen und Digitalkompetenzen auf einem fortgeschrittenen Niveau sind Eintrittsbarrieren zur Mitgestaltung dieser Fragen.
In Europa ist die Demografie der Frauen in Gruppen mit fortgeschrittenen Digitalkompetenzen stark unterrepräsentiert. Damit ist die Möglichkeit ihrer Teilhabe an der Gestaltung der Zukunft nicht garantiert. Der Bedarf an IT- Fachkräften steigt. Die Vernachlässigung von 50 Prozent an unangetasteter Ressource wäre somit auch aus wirtschaftlicher Perspektive nicht fortschrittbringend. Ebenso werden die Vorteile von Diversität in Politik und Wirtschaft immer deutlicher. Die Gleichstellung ist sowohl eine Frage der Menschenrechte und der Friedenserhaltung als auch ein stark unterschätzter Wirtschaftsfaktor.
Mit welchen Lösungskonzepten können der private und der öffentliche Sektor die sogenannte „digital gender gap“ effektiv adressieren? Wie können private und öffentliche Institutionen so gestaltet werden, dass die Chancen und Möglichkeiten, die neue Technologien bringen, alle erreichen? Welchen Beitrag können Unternehmen dazu leisten, den Pool an Talenten mit fortgeschrittenen Digitalkompetenzen sowohl diverser zu gestalten als auch zu erweitern? Zur Beantwortung dieser Fragen ist es erforderlich, die Gründe und Ursachen für die digital gender gap zu untersuchen.
In meiner Humboldt-Arbeit mit dem Titel „Digital Literacy and Equality in the Fourth Industrial Revolution“ habe ich erforscht, welche Faktoren einen Einfluss auf technologiebezogene Karriere- oder Bildungsentscheidungen von jungen Studentinnen haben. Daraus lassen sich Empfehlungen ableiten.
Der Prognose des Weltwirtschaftsforums (WEF) zufolge wird es etwa 257 Jahre dauern, bis Genderparität erreicht ist. In Europa ist insbesondere die langsame Entwicklung zur Gleichstellung im Bereich wirtschaftlicher Teilhabe und Chancen zu adressieren. Frauen sind in Berufen überrepräsentiert, die abgebaut werden. Andererseits sind sie in wachsenden Rollen stark unterrepräsentiert. So machen sie lediglich 12 Prozent der Fachkräfte im Bereich Cloud Computing, 15 Prozent im Bereich Engineering und 26 Prozent im Bereich Daten und Künstliche Intelligenz aus – laut dem aktuellen „Global Gender Gap Report“ des WEFs.
Für den Zugang zu Arbeitsplätzen in den wachsenden Rollen in Technologiebereichen und Entscheidungspositionen sind fortgeschrittene Digitalkompetenzen erforderlich. Damit sind sie der Schlüssel zur Gestaltung und Teilhabe in der Vierten Industriellen Revolution.
Der Forschungsstand im Bereich „digital skills gaps“ (zu Deutsch: Digitalkompetenzlücken) zeigt, dass die digital gender gap seit mehr als 15 Jahren besteht. Technologien und technologische Möglichkeiten haben sich in dieser Zeit weiterentwickelt. So haben sich auch die Digitalkompetenzen, die ein fortgeschrittenes Kompetenzniveau definieren, gewandelt und verändert. Dennoch gibt es keine signifikanten Veränderungen in der digital gender gap.
Genderspezifische Unterschiede bezüglich fortgeschrittener Digitalkompetenzen liegen also nicht an den Komplexitäts- oder Schwierigkeitsgraden der Technologien und Kompetenzen. Die Erforschung der Gründe und Ursachen ist notwendig, um die Lücke in fortgeschrittenen Digitalkompetenzen effektiv adressieren zu können. Einige Gründe werden für zukünftige Forschung vorgeschlagen, beispielsweise im Bereich der digital skills gaps und der sozialpsychologischen Forschung zur genderspezifischen Berufswahl und Stereotype gegenüber bestimmten Kompetenzen.
Kategorisiert man die möglichen Gründe, so lassen sich vier übergeordnete Konzepte definieren. Die Einflüsse dieser Konzepte (oder Oberkategorien) auf technologiezugewandte oder technologieablehnende Entscheidungen von jungen Frauen bezüglich ihrer Bildung und Karriere sind in der Humboldt-Arbeit untersucht worden. Hierzu wurden qualitative Fokusgruppeninterviews mit weiblichen Master- und Bachelorstudentinnen durchgeführt.
Die vier Konzepte beinhalten mehrere Variablen.
Die Ergebnisse unterstützen einige evidente Thesen. Beispielsweise kann die mangelnde Attraktivität der bestehenden Bildungsangebote während des gesamten Lebens (Schulzeit, Erststudium) eine Distanzierung gegenüber Technologiethemen verursachen. Die Verfügbarkeit von Programmierkursen und -möglichkeiten allein reicht nicht aus, um Frauen (und Mädchen) den Zugang zu technologiebezogenen Bereichen und Einflussmöglichkeiten zu verschaffen. Wie müssen die Angebote gestaltet werden, um den Zugang für alle zu sichern?
Um Genderparität im Bereich wirtschaftlicher Teilhabe und Chancen voranzubringen, muss die Schließung der digital gender gap gemeinsam durch den Privatsektor, Politik und Gesellschaft adressiert werden. Dadurch können Talentpools mit hohen Digitalkompetenzen gesichert und vergrößert werden. Sie gewinnen auch an Diversität und Innovationspotenzial. Dies beeinflusst auch die Gleichstellung in Gestaltungs- und Führungspositionen und ultimativ Genderparität insgesamt.
Titelbild:
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Bilder im Text:
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Beitrag (redaktionell unverändert): Miray Salman
Redaktionelle Umsetzung: Florian Gehm