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Mit Gefühl argumentieren
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Emotion in der Diplomatie

Mit Gefühl argumentieren

von Larissa Greul | Zeppelin Universität
11.01.2023
Emotion ist in der Diplomatie letzten Endes – ob gewollt oder ungewollt – präsent, da Diplomatie nun mal eine Kunst ist, die immer von Menschen und zwischen Menschen praktiziert wird.

Larissa Greul
ZU-Alumna und Trägerin des Best Bachelor Thesis Awards
 
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    Zur Person
    Larissa Greul

    Larissa Greul studierte im Bachelor Soziologie, Politik und Wirtschaft an der Zeppelin Universität mit Auslandsaufenthalt an der University of California, Berkeley. In ihrem Studium entwickelte sie ein besonderes Interesse für Diplomatie als Idee, als Institution und als Praxis. Nach einem Humboldt-Projekt zu Geschlechtergerechtigkeit im Auswärtigen Dienst Deutschlands fokussierte sie sich in ihrer Bachelorarbeit auf die Rolle von Emotion in der Diplomatie, welche sie mittels eines interdisziplinären Ansatzes sowie Interviews mit Diplomat*innen untersuchte. Ihre Forschung zu Diplomatie vertieft sie aktuell in einem Master in Internationale Beziehungen an der University of Oxford.

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„Diplomaten ärgern sich nie – sie machen sich Notizen.“ Dieses Zitat, welches angeblich auf den französischen Außenminister Charles Maurice de Talleyrand-Périgord (1754–1838) zurückgehen soll, zeigt, welche Stellung Emotion in der diplomatischen Praxis des 19. Jahrhunderts hatte: Diplomatinnen und Diplomaten galten für Talleyrand in ihrer Tätigkeit als emotionslos und kalkulierend.


Zwei Jahrhunderte später twittert der ehemals ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, dass er das Verhalten von Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefin, Manuela Schwesig, „zum Kotzen“ fände und sagt in der Talkshow von Markus Lanz, dass er „tatsächlich heute geweint [habe] wegen der Kälte und der Gleichgültigkeit, die mir heute im Laufe des Tages in Berlin entgegenschlagen hat“. Seine Äußerungen – bezogen auf den am 24. Februar 2022 begonnenen russischen Angriff auf die Ukraine – galten als Antwort auf die deutsche Politik.


Als am Sonntag, den 27. Februar 2022, der Bundestag in einer Sondersitzung zum Krieg in der Ukraine, Waffenlieferungen und der Einrichtung eines Sondervermögens für die Bundeswehr tagte, saß Melnyk gemeinsam mit Altbundespräsident Joachim Gauck auf der Ehrentribüne. Sichtlich bewegt umarmten sich die beiden Staatsmänner vor der Debatte. Allgemein zeigte Melnyk in seiner Rolle als Diplomat in der Öffentlichkeit sehr deutlich Emotionen wie Wut und Trauer, aber auch Sympathie und wurde so bemerkenswerterweise zu einem der wenigen – wenn nicht zum einzigen – diplomatischen Gesandten, den die deutsche Öffentlichkeit mit Namen kannte.


Zwischen dem Zitat von Talleyrand und dem Verhalten von Melnyk besteht allerdings eine Inkongruenz, welche irritiert: Wie muss der Einsatz von Emotion in der diplomatischen Praxis nun interpretiert werden – als ungeschickter Fauxpas oder doch als überlegte Strategie?

Er brachte die Emotionen im vergangenen Jahr zurück in die Diplomatie: Andrij Melnyk, zuletzt ukrainischer Botschafter in Berlin, nun Vize-Außenminister seines Landes. Mit Tweets und unaufhörlichen Talkshow-Auftritten verschaffte er sich nach dem russischen Angriff auf die Ukraine lautstark Gehör; nicht selten mit harter Kritik an der deutschen Bundesregierung in wenig freundlicher, sondern wütend-enttäuschter Sprache. Melnyk studierte von 1992 bis 1997 an der Fakultät für Internationale Beziehungen der Nationalen Iwan-Franko-Universität Lwiw mit den Schwerpunkten Völkerrecht und deutsche Sprache und schloss als Magister ab. Im Jahr 1998 schloss er ein Master-of-Laws-Studium in Internationalen Menschenrechtsnormen am Raoul Wallenberg Institute of Human Rights der schwedischen Universität Lund ab und durchlief Ende desselben Jahres das Harvard Ukrainian Security Program der Harvard Kennedy School. Er promovierte 2004 am Korezkyj-Institut für Staat und Recht der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine zum Doktor der Rechtswissenschaften. Melnyk spricht Ukrainisch, Russisch, Deutsch und Englisch.
Er brachte die Emotionen im vergangenen Jahr zurück in die Diplomatie: Andrij Melnyk, zuletzt ukrainischer Botschafter in Berlin, nun Vize-Außenminister seines Landes. Mit Tweets und unaufhörlichen Talkshow-Auftritten verschaffte er sich nach dem russischen Angriff auf die Ukraine lautstark Gehör; nicht selten mit harter Kritik an der deutschen Bundesregierung in wenig freundlicher, sondern wütend-enttäuschter Sprache. Melnyk studierte von 1992 bis 1997 an der Fakultät für Internationale Beziehungen der Nationalen Iwan-Franko-Universität Lwiw mit den Schwerpunkten Völkerrecht und deutsche Sprache und schloss als Magister ab. Im Jahr 1998 schloss er ein Master-of-Laws-Studium in Internationalen Menschenrechtsnormen am Raoul Wallenberg Institute of Human Rights der schwedischen Universität Lund ab und durchlief Ende desselben Jahres das Harvard Ukrainian Security Program der Harvard Kennedy School. Er promovierte 2004 am Korezkyj-Institut für Staat und Recht der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine zum Doktor der Rechtswissenschaften. Melnyk spricht Ukrainisch, Russisch, Deutsch und Englisch.

Um die Rolle von Emotion in der Diplomatie zu erklären, lohnt sich zunächst ein Blick in die Historie. Im antiken Nahen Osten (3. Jahrtausend v. Chr.) war das Gebot der Höflichkeit in der Diplomatie noch nicht vorherrschend. Reisten die Gesandten der großen Herrscher dieser Zeit in ihre Aufnahmeländer, war die Überfahrt oft gefährlich und bot kaum eine Schutzgarantie. Es kam vor, dass diplomatische Gesandte entführt, inhaftiert und sogar ermordet wurden. Aufgrund des Fehlens eines Reglements konnten jegliche Gründe – sowohl rationale als auch emotionale – zu Gewalt führen.


Auch in der italienischen Diplomatie des Spätmittelalters spielten Emotionen noch eine bedeutsame Rolle. Vor allem Wut wurde häufig gezeigt. So wurde beispielsweise aus einem Brief des in Mailand eingesetzten Botschafters Vincenzo della Scalona überliefert, dass Herzog Francesco Sforza 1462 zu ihm gesagt haben soll, dass er Papst Pius II. aufgrund politischer Differenzen wünsche – wortwörtlich übersetzt –, sein eigenes „Blut zu scheißen“ (cagare el sangue).


Im 17. und 18. Jahrhundert entstanden erste literarische Standardwerke über die Kunst der Diplomatie und die Figur des diplomatischen Gesandten, welche die diplomatische Praxis bis heute prägen. Die französischen Diplomaten Jean Hotman und Francois de Callières sowie der niederländische Diplomat Abraham de Wicquefort forderten in ihren Schriften, dass ein diplomatischer Gesandter geduldig, zurückhaltend und emotionslos agieren sollte, da dieser eine Verkörperung seines Souveräns darstellte und somit seiner Hoheit ebenbürtig sein sollte.


Das diplomatische Modell, welches von diesen geprägt wurde, drängte darauf, dass die öffentliche Zurschaustellung von Emotion in der Diplomatie tabuisiert wurde. Die westlichen diplomatischen Dienste verinnerlichten diese Grundhaltung gegenüber Emotion, weshalb lange Zeit eine gewisse Abneigung für offenkundig emotionale Verhaltensweisen vorherrschte.

In einer Studie mit dem Personal des Außenministeriums der Vereinigten Staaten stellte Chris Argyris 1967 fest, dass dort die Norm gelte, Menschen seien am effektivsten, wenn sie rational sind. Am wenigsten effektiv seien sie hingegen, wenn sie emotional werden oder anderen Personen erlauben, dies zu tun. Auch John Harr fand 1969 heraus, dass 77,3 Prozent der Diplomat*innen des Foreign Service of the United States dafür waren, dass rationales Handeln und Vermeidung von Emotion wichtig oder sogar notwendig seien. Der US-Diplomat William Macomber schrieb Mitte der 1970er Jahre in einem Ratgeber, dass ein wesentlicher Rat für alle Diplomat*innen darin bestünde, kein Aufsehen zu erregen und sich nicht emotional einzumischen. Selbstkontrolle wurde als Schlüsselvoraussetzung beschrieben, da es sich keine Nation leisten könne, bei relevanten Entscheidungen von jemandem vertreten zu werden, der*die sich nicht selbst unter eiserner Kontrolle habe.


Die Akzeptanz von Emotion hat sich in der Diplomatie folglich über den Verlauf der Geschichte stark verändert: von verbalen sowie physischen Wutausbrüchen hin zu einem Gebot der Höflichkeit, wenn nicht sogar Emotionslosigkeit. Doch was ist seit den 1970er Jahren geschehen? Wie lässt sich das Verhalten Melnyks heute erklären?


Eine Erklärung liegt mitunter in der wandelnden Natur der Kommunikation in der Diplomatie. Diplomatie ist heute nicht mehr nur auf die Kommunikation zwischen diplomatischen Akteur*innen und Staatsoberhäuptern verschiedener Staaten beschränkt. Inzwischen dreht sich das diplomatische Alltagsgeschäft immer mehr um die Kommunikation von diplomatischen Gesandten oder Regierungsmitgliedern eines Staates mit der Öffentlichkeit eines anderen Staates beziehungsweise mehrerer anderer Staaten (Public Diplomacy). Ziel dabei ist es, diese Öffentlichkeiten zu informieren, zu beeinflussen und für die eigenen nationalen Ziele, die eigenen Werte und die eigene Außenpolitik zu gewinnen – unter Umständen auch, indem man bei dem entsprechenden Publikum Emotionen auslöst.


Die Globalisierung und die Kommunikationsrevolution beeinflussten die Praxis der traditionellen Public Diplomacy maßgeblich. Das Aufkommen des Internets und die Etablierung von sozialen Medien führten dazu, dass den Akteur*innen von Public Diplomacy eine Vielzahl an digitalen Kommunikationsmitteln mit globalen Reichweiten zur Verfügung steht. Das prägte laut Sabrina Sotiriu und Corneliu Bjola das Aufkommen der Digital Diplomacy – auch „e-diplomacy“, „cyber diplomacy“ oder „twiplomacy“ genannt. Digital Diplomacy wird über digitale Plattformen und Instrumente wie Websites, Blogs, soziale Netzwerke und Smartphones betrieben. Das Fehlen eines physischen Kontakts zwischen dem Publikum und den Digital Diplomacy-Träger*innen ist dabei kein Hindernis für die Relevanz von Emotion. Emotionen können über soziale Medien gleichermaßen ausgedrückt und verstanden werden, tatsächlich können soziale Medien laut Adam Kramer sogar eine technologisch vermittelte Form der emotionalen Ansteckung erzeugen.

Seit mehr als zehn Monaten dauert der russische Angriffskrieg auf die Ukraine inzwischen an – und er wird nach Meinung einer Mehrheit der Deutschen noch einige Zeit andauern: Mit einem Ende des Krieges im Jahr 2023 rechnen nur 32 Prozent. Eine Mehrheit von 58 Prozent geht hingegen aktuell davon aus, dass der Krieg 2023 nicht enden wird. Das hat eine repräsentative Umfrage von infratest dimap für den ARD-DeutschlandTrend unter 1.314 Wahlberechtigten in der ersten Januarwoche ergeben. Nach Ansicht einer knappen Mehrheit der wahlberechtigten Deutschen sind die diplomatischen Anstrengungen zur Beendigung des Krieges nicht ausreichend: 52 Prozent finden, die diplomatischen Bemühungen der Bundesregierung gehen nicht weit genug – drei Prozent weniger als im November 2022. Bei der Bewertung der Sanktionsmaßnahmen gegen Russland sind sich die Deutschen weiter uneins: 35 Prozent geben an, dass sie nicht weit genug gehen, ebenfalls 35 Prozent halten sie für angemessen, 19 Prozent gehen sie zu weit.
Seit mehr als zehn Monaten dauert der russische Angriffskrieg auf die Ukraine inzwischen an – und er wird nach Meinung einer Mehrheit der Deutschen noch einige Zeit andauern: Mit einem Ende des Krieges im Jahr 2023 rechnen nur 32 Prozent. Eine Mehrheit von 58 Prozent geht hingegen aktuell davon aus, dass der Krieg 2023 nicht enden wird. Das hat eine repräsentative Umfrage von infratest dimap für den ARD-DeutschlandTrend unter 1.314 Wahlberechtigten in der ersten Januarwoche ergeben. Nach Ansicht einer knappen Mehrheit der wahlberechtigten Deutschen sind die diplomatischen Anstrengungen zur Beendigung des Krieges nicht ausreichend: 52 Prozent finden, die diplomatischen Bemühungen der Bundesregierung gehen nicht weit genug – drei Prozent weniger als im November 2022. Bei der Bewertung der Sanktionsmaßnahmen gegen Russland sind sich die Deutschen weiter uneins: 35 Prozent geben an, dass sie nicht weit genug gehen, ebenfalls 35 Prozent halten sie für angemessen, 19 Prozent gehen sie zu weit.

Diplomat*innen sind inzwischen angehalten, auch außerhalb von Botschaften und Ministerien – und vor allem digital – als personifizierte Kommunikationskanäle der Außenpolitik ihres Entsendestaates zu agieren. Sie sollen dabei allerdings möglichst menschlich und nahbar wirken – demnach nicht nur eine rationale, sondern auch emotionale Seite zeigen.


Melnyks Verhalten ist ein Paradebeispiel für eine Public und Digital Diplomacy, die Emotion gezielt je nach Publikum einsetzt. So nutzte er in seiner Zeit als ukrainischer Botschafter in Berlin Twitter, um emotionale und häufig wütende Botschaften direkt an Akteur*innen der deutschen Politik oder Öffentlichkeit zu senden – häufig untermalt mit für sich sprechenden Emojis. Gleichzeitig wählte er, wenn er sich an die deutsche Bevölkerung im Sinne der Public Diplomacy wendete, häufig das Format der Talkshows oder Interviews und dankte dort in einem versöhnlichen und mitfühlenden Ton den deutschen Bürger*innen für ihre Mithilfe bei der Aufnahme ukrainischer Geflüchteter.


Diplomat*innen werden primär in ein anderes Land entsendet, um die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen ihres Entsendestaates mit dem Empfangsstaat zu pflegen. Dabei hat der eigene Entsendestaat Interessen, die es im Empfangsstaat zu vertreten gilt. Wird dabei auf Strategien gesetzt, die Emotion inkludieren, ist im Vorfeld zu klären, an wen man sich wenden muss, um die gewünschten Auswirkungen zu erzielen.


In autoritären und totalitären Herrschaftsformen werden politische Entscheidungen nur von einer Person oder einem kleinen Personenkreis getroffen. Emotionale Handlungen in der diplomatischen Praxis, die auf strategischen Intentionen basieren, müssten also auf eine sehr kleine Gruppe konzentriert werden. In einer Demokratie mit Gewaltenteilung ist dies nicht der Fall. Die Emotionen einzelner Personen können in diesen Systemen nicht so große Auswirkungen haben, weshalb man sich gerade in diesem System – wenn eine emotionale Beeinflussung das Ziel ist – an die breite Öffentlichkeit wenden sollte. Diese kann im Endeffekt mehr bewirken als eine einzelne Person.


Außerdem funktionieren Medien in Demokratien als eine kontrollierende Instanz der Politik und als Forum des öffentlichen Diskurses – dort können emotionale Botschaften in der Regel unzensiert und direkt von Diplomat*innen an die Öffentlichkeit des Empfangsstaates weitergegeben werden. In Autokratien dient das Mediensystem den Interessen der Machthaber*innen, anstatt deren Kontrolleur zu sein. Emotionale Botschaften fremder Diplomat*innen würden in solch einem System nur an die Öffentlichkeit durchgelassen, wenn diese den Interessen der machthabenden Gruppe dienen oder im Rahmen der erlaubten politischen Meinungen verbleiben.

In Anbetracht dieser Unterscheidung ergibt auch das Handeln Melnyks in Deutschland einen Sinn. Melnyk erlaubt sich, einzelne Politiker*innen zu verärgern, da diese nicht die alleinige Entscheidungsgewalt über die deutsche Außenpolitik haben. Spricht er zu der deutschen Öffentlichkeit, geht es ihm jedoch nicht darum, diese zu verärgern, sondern darum, durch die Zurschaustellung seiner eigenen Betroffenheit und Trauer Sympathie für sein Land zu gewinnen. Denn die allgemeine Stimmung der Bürger*innen – heutzutage oft durch Meinungsumfragen kanalisiert und quantifiziert – kann in Demokratien wie der Bundesrepublik Deutschland eine erhebliche Auswirkung auf die politischen Entscheidungen der gewählten Regierung ausüben.


Die Vermutung, dass Melnyk verschiedene Emotionen gezielt eingesetzt haben könnte, um die außenpolitischen Ziele seines Entsendestaates zu erreichen, liegt daher nahe. Diese Beobachtung resoniert auch mit der These Todd Halls, der in seinem Buch „Emotional Diplomacy – Official Emotion on the International Stage“ argumentiert, dass Emotionen in der internationalen Diplomatie strategisch eingesetzt werden, um politische Intentionen zu realisieren, die mit traditionellen diplomatischen Mitteln nicht durchgesetzt werden können. Diese Vorgehensweise nennt er offiziell Emotional Diplomacy, definiert als koordiniertes Verhalten auf staatlicher Ebene, welches ausdrücklich und offiziell das Bild einer bestimmten emotionalen Reaktion auf andere Staaten projiziert. Das Ziel von Emotional Diplomacy ist dabei immer die Verhaltensänderung anderer Akteur*innen.


Der Einsatz von Emotion in der Diplomatie scheint sich also relativ unbeobachtet wieder zur Praxis in der Diplomatie etabliert zu haben. Insbesondere da Emotion als strategisches Element auswärtiger Politik dient, ist es verwunderlich, dass Emotion in der Diplomatie bisher verhältnismäßig wenig Beachtung geschenkt wurde. In modernen Standardwerken zu Diplomatie werden den Themen „Diplomatie und Kunst“ oder „Sport und Diplomatie“ ganze Kapitel gewidmet, während Emotion völlig außer Acht gelassen wird. Gerade weil Talleyrands Eingangszitat spätestens mit Melnyks „beleidigte Leberwurst“-Kommentar gegenüber Bundeskanzler Olaf Scholz widerlegt wurde, zeigte der ukrainische Diplomat auf, wie wichtig die Beschäftigung mit Emotion für die diplomatische Praxis ist – und zwar nicht nur in den Extrema der absoluten Tabuisierung Talleyrands oder der medienwirksamen Emotionalität Melnyks. Denn Emotion ist in der Diplomatie letzten Endes – ob gewollt oder ungewollt – präsent, da Diplomatie nun mal eine Kunst ist, die immer von Menschen und zwischen Menschen praktiziert wird.

Titelbild: 

| Hello I'm Nik / Unsplash.com (CC0 Public Domain) | Link


Bilder im Text: 

| Botschaft der Ukraine in der Bundesrepublik Deutschland (CC BY 4.0) | Link

| Marjan Blan / Unsplash.com (CC0 Public Domain) | Link


Beitrag (redaktionell unverändert): Larissa Greul

Redaktionelle Umsetzung: Florian Gehm

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